Bessere Gesundheit

Diabetes im Beruf

Inmitten von Jobstress, vollen Terminkalendern oder Leistungsdruck rückt das Diabetesmanagement schnell in den Hintergrund. Wer jedoch lange leistungsfähig und vor allem gesund bleiben will, sollte den Diabetes auch im Beruf nicht vernachlässigen. Diese Tipps helfen dabei.

Warnsignale ernst nehmen

Schon wieder verschlafen, schnell einen Coffee to go und ein Brötchen auf die Hand geholt. Es bleibt keine Zeit den nötigen Abstand zwischen Insulingabe und Essen einzuhalten, also schätzen Sie die Kohlenhydratmenge der Mahlzeit, geben Sie sich ein paar Einheiten nach Gefühl und frühstücken auf dem Weg zur Arbeit. Im Büro angekommen verspüren Sie einen starken Durst und eine leichte Schwäche. Sie machen sich erstmal keine weiteren Gedanken. Erst bei der Kontrollmessung am Mittag wird klar, was geschehen ist: Sie haben die BE-Anzahl unterschätzt, zu wenig Insulin gespritzt und Ihr Blutzucker ist in die Höhe geklettert. Dort hat er es sich den Vormittag gemütlich gemacht.

Nun folgt das nächste Problem: Das Mittagessen mit den Kollegen steht an, Sie wollen nicht auf die Mahlzeit verzichten und versuchen, den ausgerissenen Blutzucker mit Korrekturinsulin wieder in den Griff zu bekommen. Sie spritzen sich diesmal lieber ein paar Einheiten mehr, um weiterhin erhöhte Werte zu vermeiden. Doch als der gefüllte Teller vor Ihnen steht, verabschiedet sich der Appetit. So schlimm wird es schon nicht sein, denken Sie und essen nur die halbe Portion. Zurück am Arbeitsplatz müssen die Unterlagen für die anstehende Konferenz vorbereitet werden. Die nachlassende Konzentration stufen Sie als Mittagstief ein.

Im Konferenzraum breitet sich plötzlich ein leichtes Zittern in Ihrem Körper aus und Ihnen wird schwindelig. Sie beißen die Zähne zusammen, schließlich wäre das Meeting in 20 Minuten vorbei und Sie müssten nicht vor allen Kollegen den Raum verlassen, um Ihren Blutzucker zu messen. Mit aller Kraft versuchen Sie, sich zusammenzureißen, während die Unterzuckerung ihren Lauf nimmt. Kurze Zeit später läuft Ihnen kalter Schweiß von der Stirn. Eine Kollegin, die über den Diabetes Bescheid weiß, bemerkt den Ernst der Lage und bringt Ihnen sowohl Ihr Messgerät, als auch Traubenzucker. Der Konferenz können Sie schon länger nicht mehr folgen. Aufgrund der extremen Blutzuckerschwankungen innerhalb eines halben Tages sind Sie kraftlos und nicht mehr fähig, effektiv weiterzuarbeiten.

Wie Sie es besser machen:
  • Halten Sie sich an Ihre Therapie. Dazu gehören auch Spritz-Ess-Abstände oder das Berechnen der Mahlzeiten.
  • Treffen Sie keine Therapieentscheidungen unter Zeitdruck, darunter leidet die Blutzuckereinstellung.
  • Informieren Sie Ihre engsten Kollegen über den Diabetes. Diese werden bestimmt Verständnis haben, wenn Sie aufgrund schwankender Werte einmal nicht sofort essen können.
Auf die richtige Ernährung setzen

In der Mittagspause muss es für viele Berufstätige schnell gehen. Nur wenige nehmen sich die Zeit für eine ausgewogene Mahlzeit. Bequeme Sattmacher wie belegte Brötchen oder Fertiggerichte stehen ganz oben auf der Hitliste der Bürosnacks. Doch leider sind das oft fettreiche Kalorienbomben, in denen wenig wertvolle Nährstoffe stecken. Auch Kantinenessen ist im Beruf bei Diabetes mit Vorsicht zu sehen. Selbst wenn gesunde Alternativen wie Salate angeboten werden, so landen doch schnell eine Menge Kohlenhydrate, schwere Soßen oder frittierte Lebensmittel auf dem Teller. Und wieviel Broteinheiten das Gericht nun genau hat, lässt sich nur schätzen. An der Kasse locken dann noch ein paar Schokoriegel oder andere Süßigkeiten für den kleinen Hunger zwischendurch.

Dann wären da noch die „Durcharbeiter“-Menschen, die auf die Mittagspause verzichten, am Schreibtisch sitzen bleiben und nebenbei etwas essen. Während die Augen weiter auf den Bildschirm starren, wird gesnackt, was gerade da ist. Unterschätzen Sie nicht, dass Essen so auch schnell eine Funktion bekommt, die alles andere als gesund ist. Besonders in stressigen Momenten scheinen Schokoriegel und Co. den rasenden Kopf beruhigen. Der Blutzucker schnellt in die Höhe und mit der Zeit machen es sich ein paar zusätzliche Kilos auf den Hüften bequem. Wer zum Dauersitzer wird, schadet zudem auch Kreislauf und dem Stoffwechsel.

Wie Sie es besser machen:
  • Regelmäßige, gesunde Mahlzeiten sind bei Diabetes besonders wichtig, auch im Beruf. Leichte, nährstoffreiche Snacks versorgen Ihren Körper mit neuer Energie und halten den Blutzucker im Gleichgewicht.
  • Indem Sie durch die richtige Ernährung Blutzuckerschwankungen vermeiden, wirken Sie auch Leistungstiefs entgegen.
  • Beginnen Sie damit, sich die richtigen Mahlzeiten zu Hause vorzubereiten und sie mit ins Büro zu nehmen.
  • Dabei können Sie auch die genaue Kohlenhydrat- und Kalorienmenge selbst bestimmten.
  • Kochen Sie am Vorabend frisch und bereiten Sie sich eine Portion für den nächsten Tag zu, die Sie gegebenenfalls nur noch aufwärmen müssen.
  • Leichte Salate oder ein gesundes Vollkorn-Sandwich können Sie auch am Morgen oder im Büro zubereiten.
  • Essen Sie nicht an Ihrem Arbeitsplatz, sondern legen Sie bewusst eine Pause ein und essen woanders.
Struktur macht das Leben leichter

Unser Leben ist geprägt von Veränderungen. Einige wirken sich auch auf den Diabetes aus: Vielleicht kennen Sie folgendes Szenario: Seitdem Sie den Beruf gewechselt haben, scheint Ihr Blutzucker verrückt zu spielen. Scheinbar unerklärliche Unterzuckerungen oder Blutzuckeranstiege, die sich erst nach Stunden wieder beruhigen. Auf den ersten Blick können Sie sich das Durcheinander nicht erklären. Ihr Diabetologe empfiehlt Ihnen, zwei Wochen lang Protokoll über Ihren Tagesablauf, Mahlzeitenzusammensetzung und Bewegung zu führen. Außerdem sollen Sie festhalten, wann Sie aufwachen und einschlafen. Beim nächsten Termin legen Sie Ihrem Arzt die Notizen vor. „Ich kann einfach kein Muster erkennen“, sagen Sie nachdenklich. Ihr Diabetologe allerdings schon. „Ihnen fehlt die Struktur“, gibt er zu bedenken und erklärt: „Sie folgen keinem bestimmten Tagesablauf, lassen Mahlzeiten aus, ändern immer wieder Ihren Einschlaf- und Aufstehzeitpunkt, spritzen Ihr Langzeitinsulin zu unterschiedlichen Zeiten und setzen Ihren Körper großem Stress aus, wenn Sie bis in die Nacht hinein arbeiten.“

Jetzt wird ihnen klar, was die Blutzuckereinstellung ins Chaos getrieben hat: In Ihrem alten Beruf hatten Sie einen geregelten Tagesablauf, klare Essenszeiten, ausreichend Zeit für Sport, Entspannung und den Diabetes. Mit dem Jobwechsel ist all das verloren gegangen, was das Diabetesmanagement erschwert.

Wie Sie es besser machen:
  • Stellen Sie sich auf Veränderungen im Tagesablauf ein, wie bspw. Schichtarbeit. Besprechen Sie mit Ihrem Diabetologen, wie Sie die Insulindosis oder die Medikation anpassen können.
  • Besprechen Sie auch, wie Sie auf plötzliche Änderungen reagieren sollen, zum Beispiel, wenn eine Mahlzeit aufgrund eines Termins ausfällt oder Sie Überstunden machen müssen.
  • Gehen Sie in kleinen Schritten vor. Beginnen Sie beispielsweise damit, um 22 Uhr ins Bett zu gehen und vielleicht noch etwas zu lesen. Oder integrieren Sie Sport zu festen Zeiten in Ihren Alltag.
  • Sie werden merken, wie Sie durch mehr Struktur auch mehr Kontrolle über Ihren Diabetes bekommen.
Ohne Stress läuft es besser

Belastbar, zeitlich flexibel und stets motiviert – die Anforderungen an Arbeitnehmer sind hoch und die Konkurrenz schläft nicht. Kein Wunder, das Stress für viele einfach zum Arbeitsalltag dazu gehört. Doch auch wenn kurzfristiger, positiver Stress zu Höchstleistungen antreiben kann, schadet eine dauerhafte Belastung dem Körper. Die damit verbundene Ausschüttung des Stresshormons Cortisol beeinflusst diverse Stoffwechselvorgänge des Organismus und wirkt sich auch auf den Blutzuckerspiegel aus. Doch in einer Gesellschaft, in der Coffee to go als neuer Trend zelebriert und Menschen, die in Überstunden untergehen bewundert werden, ist es schwer, sich aus diesem Sog zu befreien und sich regelmäßig Pausen oder Freizeit einzugestehen. Schnell wird dabei vergessen, dass eine chronische Erkrankung wie der Diabetes alleine schon eine Belastung darstellt und die Therapie ein gewisses Maß an Zeit, Konsequenz und Konzentration erfordert. Aber auch Motivation ist nötig, um dauerhaft gute Blutzuckerwerte und eine gewisse Stabilität zu erreichen.

Stress im Arbeitsalltag ist aber nicht immer nur auf die erhöhten Anforderungen oder Konkurrenzdruck zurückzuführen. Auch soziale Faktoren wie Probleme mit Führungskräften oder Mitarbeitern, Ausgrenzung, Ängste oder Ähnliches können Stress auslösen und Kraft rauben. Ebenso belastend ist es, wenn Sie nicht offen mit dem Diabetes umgehen können, sondern versuchen, ihn zu verheimlichen. So wird es Ihnen schwer fallen, die Krankheit zu akzeptieren. In Folge dessen entwickeln manche Diabetiker eine gewisse Gleichgültigkeit, lassen die Therapie schleifen und haben aber gleichzeitig immer wieder Angst vor den Folgeschäden durch die schwankenden Blutzuckerwerte. Ihnen geht die Kontrolle verloren und die Belastung steigt.

Wie Sie es besser machen:
  • Entlarven Sie Stressfaktoren in Ihrem Arbeitsalltag.
  • Überlegen Sie dann, wie Sie diese reduzieren können.
  • Natürlich kann es sein, dass es bestimmte Zeiten gibt, in denen der Arbeitsalltag einmal anstrengender ist oder in denen Sie Überstunden machen müssen. Sorgen Sie aber dafür, dass es nicht zum Dauerzustand wird.
  • Egal wie stressig Ihr Beruf gerade ist, niemals darf die Diabetes-Therapie darunter leiden. Bedenken Sie, dass Sie Ihren Körper durch die schwankenden Werte einer zusätzlichen Belastung aussetzen und auch Ihre Konzentration leidet.
  • Nehmen Sie Rücksicht auf Ihren Körper und sorgen Sie für einen regelmäßigen Ausgleich. Regeneration ist wichtig.