Bessere Gesundheit

Slow Living – Die Entdeckung der Langsamkeit

Slow Food, Slow Travel, Slow Living – Auf die wachsende Komplexität des mit Technik und Stress beladenen Lebens reagieren immer mehr Menschen mit einer Rückkehr zur Langsamkeit. Diese Entschleunigung ist gerade bei Menschen mit Diabetes manchmal der schnellste Weg zu einer Verbesserung der Krankheit. Text: Jennifer Vazquez-Peralbo

Zeitdruck ist heute bei vielen Menschen ein ständiger Begleiter beim täglichen Tagesablauf. Andauernder Stress erhöht den Blutzuckerspiegel und kann eine bestehende Diabetes-Erkrankung verschlechtern. Man geht sogar davon aus, dass eine anhaltende Überbelastung die Stoffwechselerkrankung mit auslösen kann. Deswegen empfehlen wir, entschleunigen Sie ihr Leben.

Der Tag hat einfach zu wenig Stunden, um alles zu erledigen was man sich vorgenommen hat. Ein permanenter Zeitdruck, der zu Stress und Überforderung führt, ist bei vielen Menschen heutzutage normal. Ob am Arbeitsplatz oder in der Freizeit, wir wollen alles sofort und in kürzester Zeit erledigen. An die Folgen verschwenden wir allerdings keinen Gedanken. Ständiger Stress und Überbelastung können zu psychischen und körperlichen Erkrankungen führen. Burnout und Diabetes sind nur zwei der Krankheiten, die durch den beschleunigten Alltag vermehrt auftreten. In einer Studie wurde eine Verbindung zwischen Stress und der Entstehung von Typ-2-Diabetes gefunden.

Wie reagiert der Körper auf Stress

Um zu verstehen, warum Stress so schädlich ist, sollte man wissen, was dieser in unserem Körper auslöst. Bei einer stressigen Situation wird der ganze Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Die Durchblutung nimmt zu, das Herz schlägt schneller, die Muskeln werden angespannt. Zusätzlich werden Stresshormone ausgeschüttet, die dem Körper signalisieren: „Ich brauche Zucker!“ Dieser Zucker liefert Energie, der für die in Gefahr erforderliche schnelle Reaktion nötig ist. Diesen Zucker holt sich der Körper aus den vorhandenen Reserven und wandelt Glucagon in Glukose um. Das erklärt auch das Bedürfnis nach Süßem und Fettigem nach einer Anspannungsphase. Wer also ständig unter Stress steht, treibt seinen Blutzuckerspiegel dauernd in die Höhe. Deswegen ist es auch nur logisch, dass Diabetiker, die viel unter Stress stehen, gegen schlechte Blutzuckerwerte kämpfen. Personen, die unter solch starker Belastung stehen, haben einen Energiemehrbedarf von bis zu 15 Prozent.

Was sind Anzeichen für Stress

Wie kann man feststellen, ob die Stressbelastung ein gesundheitsgefährdendes Ausmaß erreicht hat? Die Verträglichkeit von stressigen Situationen ist individuell sehr verschieden. Diese sieben Anzeichen können dabei helfen, Stress zu erkennen.

  1. Sie fühlen sich spürbar gereizt und reagieren schon bei nichtigen Anlässen übermäßig.
  2. Sie fühlen sich innerlich gehetzt.
  3. Es fällt Ihnen schwer zuzuhören; Sie können auf Gespräche nicht mehr eingehen
  4. Was Ihnen bislang Spaß gemacht hat, bereitet Ihnen immer häufiger keine Freude mehr
  5. Sie können sich nicht mehr entspannen, kommen nur schwer zur Ruhe und fühlen sich auch in der Freizeit zu dauernder Aktivität verpflichtet.
  6. Ihre innere Unruhe überlagert Ihr Interesse an sozialen Beziehungen; Sie vernachlässigen familiäre und freundschaftliche Kontakte.
  7. Sie beginnen, sich der Außenwelt zu verschließen, und ziehen sich immer mehr zurück.
Slow Living – Entschleunigung als Trend

Ob beim Essen, in der Bewegung oder im Leben. Die Entschleunigung des Alltags ist im Trend. Eine Slow-Bewegung als Gegner der uns bekannten schnelllebigen Gesellschaft. Die Entdeckung der Langsamkeit ist gerade für Diabetiker von besonderer Bedeutung. Dadurch können diese ihre Erkrankung und die Lebensqualität verbessern. Außerdem ist die Entschleunigung ein gutes Mittel, um die befürchteten Folgeerkrankungen letztendlich zu vermeiden.

Der Begriff Slow Food bedeutet genussvolles, bewusstes und regionales Essen. Also genau das Gegenteil von dem beliebten Fast Food. Der Hamburger in der U-Bahn, die Pizza in der Fußgängerpassage oder die Wurst auf dem Fußballplatz. Das Essen als Nebensache, die wir schnell nebenbei erledigen können. Dabei schmeckt Essen, wenn es schön angerichtet ist und in einem schönen Ambiente serviert wird, viel besser. Das Essen sollte nie als reine Energieaufnahme gesehen werden, denn es ist so viel mehr und erfüllt unser Leben. Das Essen ist bei Slow Food Essern Lebensgefühl und erhöht die Lebensqualität.

Forscher aus den USA fanden heraus, dass regelmäßiger Fast-Food-Konsum tatsächlich mit einem Gewichtsanstieg und einer Insulinresistenz verbunden ist. Diese beiden Ergebnisse können für Diabetiker zu fatalen Folgen führen. Eine weitere Verschlechterung der Blutzuckerwerte bis hin zu Folgeerkrankungen sind also denkbar. Wenn Sie schnell essen, nehmen Sie mehr Kalorien zu sich. Das Sättigungsgefühl stellt sich erst nach 15 bis 20 Minuten ein. Werden innerhalb kurzer Zeit große Portionen verzehrt, so signalisiert der Körper zu spät, dass möglicherweise zu viel gegessen wurde. Aus diesem Grund raten wir Ihnen Essen Sie langsam, bewusst und mit Genuss.

Technik macht uns faul

Ein weiteres Problem, das uns verfolgt, ist die Bewegung. Durch die moderne Technik werden wir immer träger und fauler. Wir nehmen den Fahrstuhl anstelle der Treppen, den Bus anstelle des Fahrrads und shoppen sogar vom Sofa aus im Internet, anstatt in die Geschäfte zu gehen. Die großen Gesundheitsverbände raten der Bevölkerung, sich mehr zu bewegen. Weil wir so wenig Zeit in unseren Zeitplan haben, artet seine Umsetzung wieder in Stress aus. Um gesund und fit zu bleiben rät die Slow-Bewegung sich langsam zu Bewegen, also Slow-Moving. Machen Sie nicht alles unter Zeitdruck, nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Natürlich sollten Sie Sport treiben, aber den Sport, den Sie machen möchten, nicht den, der Ihnen von einer anderen Person vorgeschrieben wurde.

Probieren Sie alles aus was Ihnen interessant erscheint. Gehen Sie auch mal spazieren und genießen Sie ganz bewusst den Tag. Kleine Veränderungen können den Gesundheitszustand von Menschen, die an Diabetes leiden, entscheidend verbessern. Denn körperliche Aktivität verbessert die Insulinempfindlichkeit, baut Übergewicht ab und wirkt Bluthochdruck entgegen. Je früher Sie aktiv werden, desto besser! Sehen Sie das Leben als Ihr wichtiges Gut. Viele Menschen wählen den Rückzug ins Private und arbeiten lieber von zu Hause aus, um den Stress zu reduzieren. Andere gehen in Seminare, um zu lernen mit den Stress umzugehen und wieder andere erlernen Entspannungstechniken, um direkt auf Stress reagieren zu können. Die Slow-Bewegung nennt den Vorgang Slow Living. Ein Trend, bei dem die Menschen ein ausgeglichenes Leben führen und mit dem zufrieden sind, was sie erreicht haben, ganz nach dem Motto: „Weniger ist mehr“.

Slow Living bedeutet bewusst leben

Damit zielen die Anhänger darauf ab, die Qualität des Lebens zu steigern, indem man die Zeit, die man hat, bewusst erlebt und effektiv nutzt. Gerade für Diabetiker, die durch ihre Erkrankung eingeschränkt sind, hat die Verlangsamung des Alltags viele Vorzüge. Sie verbessern damit ihre Blutzuckerwerte und wirken den Folgeerkrankungen entgegen. Sie genießen ganz bewusst das Leben und nehmen es aus einer anderen Perspektive wahr. Forscher sind momentan dabei, eine Verbindung zwischen Stress, Insulinresistenz, schlechten Blutwerten und Diabetes zu ergründen. Warum sollten Sie diese Erkenntnis nicht jetzt schon für sich nutzen und den Spieß umdrehen? Ein entschleunigter Alltag tut Ihnen und ihrer Gesundheit heute schon gut.

Was kann man gegen Stress tun

Ganz können Sie den Stress nicht aus ihren Leben entfernen. Aber Sie können den Stress zumindest minimieren und Entspannungstechniken verwenden, um ihn abzubauen. Wichtig ist, dass Sie ein gesundes Grundgerüst besitzen, um dem Stress entgegen zu wirken. Sie sind viel anfälliger für Stress, wenn Sie krank oder schon gestresst sind. Für Diabetiker gilt deshalb ganz besonders: Versuchen Sie, anhaltenden Stress so gut wie möglich zu vermeiden. Dabei kann das Konzept des Slow Living Ihnen durchaus helfen.

Wer zum Beispiel Entspannungstechniken nutzt, allein oder in der Gruppe, kann Belastungen abbauen und dabei auch lernen, stressige Situationen zu vermeiden. Entschleunigen Sie Ihren Alltag. Nehmen Sie sich weniger vor und bauen Sie genug Pausen ein. Integrieren Sie die Bewegung in Ihren Leben. Die verschiedenen Phasen von Anspannung und Entspannung sollten zu gleichen Teilen im Alltag vertreten sein. Pflegen Sie ihre sozialen Kontakte, hören Sie Musik und lesen Sie ein schönes Buch. Hobbys, eine gesunde Ernährung und genügend Schlaf sind sehr wichtig, um gesund und fit zu bleiben. Setzen Sie sich klare Ziele und tun Sie, was Sie lieben. Wir können Ihnen nur Raten: Slow up your life!