Gesünder essen

Zuckeralternativen für Diabetiker

Für Diabetiker sind Zucker und Zuckeralternativen praktisch jeden Tag ein Thema. Die Einteilung lautet dabei meist: Haushaltszucker ist böse, Süßstoffe sind besser, pflanzliche Alternativen sind gut. Doch stimmt dies überhaupt und welche Auswirkungen haben Süßstoffe & Co. für die Gesundheit?

Nein, danke! Das sagen immer mehr Menschen zu Zucker. Sie verzichten monatelang oder ganz auf das Süßungsmittel. Es geht ihnen vor allem darum Haushaltszucker und versteckte Zuckerarten in verarbeiteten Lebensmitteln wegzulassen. Auch Ärzte und andere Experten aus dem Ernährungsbereich fordern seit längerem eine reduzierte Zuckerzufuhr. Bis zu zehn Prozent weniger Zucker sind ideal. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft haben eine maximale Obergrenze für den Zuckerkonsum festgelegt.

Mehr als 50 Gramm Zucker pro Tag sollten es nicht sein, empfehlen sie. Besser sind laut Ärzten aber 25 Gramm oder weniger pro Tag, das entspricht etwa sechs Teelöffeln. Denn die weiße Süße ist für seine negativen Effekte, wie Karies oder Übergewicht bekannt. Außerdem treibt der industrielle Einfachzucker den Blutzuckerspiegel in die Höhe. Gerade Diabetiker sollten deshalb weniger Zucker essen, um ihre Werte zu normalisieren und weniger Kalorien aufzunehmen. Trotzdem müssen Diabetiker dank zahlreicher Zuckeralternativen nicht auf den süßen Genuss verzichten.

Große Süßkraft

Süßstoffe bieten Diabetikern eine gute Alternative zum Haushaltszucker. Sie werden zum Beispiel in Diätprodukten eingesetzt und künstlich hergestellt und aus Pflanzen oder Mikroorganismen gewonnen. Sie sind kalorienarm und sind oft sehr viel süßer als Zucker. So hat zum Beispiel Neotam eine 13.000-mal höhere Süßkraft. Daher reichen schon kleine Menge zum Süßen aus. Diese Süßungsmittel haben viele Vorteile, weil sie keinen oder nur einen geringen Brennwert besitzen. Sie eignen sich „für Personen, die abnehmen oder Übergewicht vermeiden möchten, deshalb sind Süßstoffe im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung eine gute Alternative“, erklärt Antje Gahl, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Das macht sie auch zu einer Lösung für Diabetiker, die gerne süß essen. Süßstoffe werden ohne Insulin verstoffwechselt. Das beeinflusst weder den Insulin- noch den Blutzuckerspiegel.

Gesunde Süßstoffe?

Sorgen Süßstoffe nicht dafür, dass wir mehr essen und so wieder zusätzliche Kalorien aufnehmen? Diesen Satz hört man oft im Zusammenhang mit Light-Produkten. Hier kommt es wieder auf die Portionsgröße an: Wenn Sie zum Beispiel zwei Stück Kuchen mit Süßstoff essen, nehmen Sie auch die doppelte Kalorienmenge auf. Und das ist ausschlaggebend. Studien sind sich nicht einig, ob Süßstoffe dick machen und sogar die Entstehung von Diabetes fördern. Bislang gelten Süßstoffe laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) als unbedenklich. Bevor Süßstoffe überhaupt auf den Markt kommen werden Sie nach europäischen Richtlinien auf Risiken untersucht. Die EU bewertet Zuckerersatzstoffe, zu denen Süßstoffe gehören, nach dem ADI-Wert, was für „acceptable daily intake“ steht. Die Werte geben an, wie hoch die täglich akzeptierte Aufnahmemenge sein darf, ohne das gesundheitliche Risiken entstehen.

Zutatenliste lesen

Trotzdem sollten Sie sich vor dem Kauf von Süßstoffen oder künstlich gesüßten Produkten genau die Zutatenliste durchlesen. Das liegt daran, weil Süßstoffe keine Masse haben und mit Füllmaterialien aufgefüllt werden. Das können Traubenzucker, Zuckeraustauschstoffe oder Abbauprodukte der Stärke sein. Sucralose ist ein Beispiel dafür. Es ist zwar süß, eignet sich aber nicht für die tägliche Ernährung, weil es aus Einfachzucker gewonnen wird. Auch Kinder sollten lieber keine Süßstoffe wie Aspartam essen, empfiehlt die Verbraucherzentrale. Sie rät ihnen davon ab, regelmäßig kleine und große Mengen davon zu verzehren.

Kalorienarm süßen

Derzeit greifen viele Verbraucher auf Zuckeraustauschstoffe zurück. Im Gegensatz zu herkömmlichem Haushaltszucker sind sie oft kalorienärmer, lassen den Blutzucker langsamer ansteigen und sollen vor Karies schützen. Obwohl sie viele positive Effekte haben, sollten Sie nicht zu viel davon essen. Sie können nämlich zu Durchfall oder Blähungen führen. Lebensmittel, die mehr als zehn Prozent Zuckeraustauschstoffe enthalten, müssen darauf hinweisen, dass sie in größeren Mengen abführend wirken könnten. Das steht zum Beispiel auf Zahnkaugummiverpackungen mit Xylit. Dieser Ersatz gehört momentan zu einer der beliebtesten Zuckeralternativen, grade auch für Diabetiker. Es stammt ursprünglich aus der Rinde der Birke und wird deswegen auch als Birkenzucker bezeichnet. Xylit enthält 40 Prozent weniger Kalorien wie Zucker und ist aber genauso süß. Verbraucher müssen auch hier aufpassen, denn einige Hersteller verwenden genmanipulierten Mais.

Erythrit ist laut Experten die beste Wahl. Das in Deutschland angebotene Erythrit stammt aber wie fast alle Zuckeraustauschstoffe die es im Supermarkt gibt nicht mehr aus der Natur, sondern wird durch Fermentierung von Pilzen chemisch gewonnen. Es ist also ein reines Industrieprodukt, das auf Zutatenlisten auch unter den Namen Erylite, Erythritol oder E968 steht. Für alle, die gerne sehr süß essen, kommt Erythrit vielleicht nicht in Frage, da es nur etwa 50 Prozent so süß ist wie Zucker. Figurbewusste entdecken aber vielleicht das aus Stärke hergestellte Alternativprodukt für sich. Es besitzt keine Kalorien und eignet sich für alle die auf ihre Figur achten wollen. Doch nicht jeden Zuckeraustauschstoff können Sie bedenkenlos essen.

Purer Fruchtzucker

Fruktose klingt auf den ersten Blick wie eine gesunde Alternative zu Haushaltszucker. Doch dieser Zuckeraustauschstoff hat nachweislich negative Folgen auf die Gesundheit. Das gilt besonders für die isolierte Form, die als Süßungsmittel verkauft wird oder hochkonzentriert zum Beispiel in Agavendicksaft vorkommt. „Diese kalorienhaltigen Süßungsmittel wurden lange Zeit speziell für Diabetiker empfohlen, heute wird von Fruktose eher abgeraten, da Fruchtzucker in größeren Mengen die Entstehung einer Fettleber fördert“, schreibt die Deutsche Diabeteshilfe in einer Pressemitteilung. Zuckerersatzstoffe wie Erythrit schneiden in puncto Gesundheit besser ab, weil sie den Blutzucker nicht in die Höhe treiben.

Ist es dann nicht besser auf Dicksäfte oder Super-Food-Sirupe zurückzugreifen? Nein. Die Lebensmittelindustrie bewirbt Sie als natürliche Süße, die voller Nährstoffe steckt. Das sie Einfachzucker in Reinform sind, verschweigen die Firmen lieber. Selbst Reissirup, der als Alternative zum Agavendicksaft angepriesen wird, enthält reine Glucose. Diese erhöht schnell den Blutzucker und verschlechtert langfristig gesehen die Insulinempfindlichkeit in den Zellen.

Versteckter Zucker

Auch Kokosblütenzucker taucht in der zuckerfreien Küche öfter auf. Er stammt aus den Blüten der Kokospalme. Für seine Herstellung fängt man den Nektar auf und kocht ihn ein bis er Kristalle bildet. Die karamellartige Zuckeralternative enthält wenige Ballaststoffe und besitzt deshalb einen niedrigen glykämischen Index. Außerdem steckt im Gegensatz zu anderen Zuckeroptionen viel Zink und Eisen in ihm. Jedoch ist der Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen so gering, dass Sie mehr davon essen müssten, um sich ausreichend mit diesen Vitalstoffen zu versorgen.

Der Naturzucker klingt positiver als er in Wirklichkeit ist. Mit rund 380 Kalorien pro 100 Gramm ist es fast so kalorienreich wie Zucker mit etwa 400 Kalorien. Gegen ihn spricht auch sein hoher Fruchtzuckergehalt. Diabetiker müssen wissen, dass er Zweifachzucker (Saccarose) enthält und fast ausschließlich aus Fruktose sowie Glukose besteht. Der Fruchtzuckeranteil liegt bei 40 Prozent, was den Blutzucker in die Höhe treibt und die Leber beeinträchtigt. Der Tropenzucker eignet sich deshalb, wie alle fruktosehaltigen Zuckeralternativen, nicht für Diabetiker.

Natürlich süß

Unter den natürlichen Zuckeralternativen hat sich Stevia zu einem beliebten Ersatz für Diabetiker entwickelt. Ohne schlechtes Gewissen Süßes essen, soll mit diesen Produkten vorbei sein. Seine positiven Eigenschaften machen ihn seit Jahren so beliebt: Es ist kalorienarm, schützt vor Karies, hält den Blutzucker unten und ist dreihundertmal so süß wie Haushaltszucker. Doch wie gesund ist Stevia wirklich und können Sie es ohne Bedenken verzehren?

Diese Süßungsmittel sind keine Naturprodukte mehr. Sie enthalten Steviolglycoside, die in einem aufwendigen chemischen Verfahren aus der südamerikanischen Pflanze gewonnen werden. Die Produktion findet oft in China statt, wo zusätzlich umweltschädliche Aluminiumsalze zum Einsatz kommen. Deshalb sind Stevia-Süßungsmittel keine Bio-Produkte. Das gesunde Image täuscht nicht nur auf der ökologischen Seite. Viele Produkte enthalten Zucker, weil Stevia keine Masse hat. Gucken Sie vorher also immer genau auf die Packung, was in Stevia drin steckt.