Besser Messen

Schnelle Helfer

Traubenzucker, Apfelsaft oder Schokolade? Um einer Unterzuckerung vorzubeugen oder die Blutzuckerwerte möglichst schnell wieder ansteigen zu lassen, sollten Sie zu speziellen Notfall-BEs greifen.

Viele Menschen mit Diabetes kennen folgende Situation: Wenn sich eine Unterzuckerung mit Schwindel, Zittern, Herzrasen oder anderen Symptomen bemerkbar macht, wird gegessen oder getrunken, was gerade verfügbar ist. Nicht selten steigt der Blutzuckerwert im Nachhinein stark an. Ebenso kann es sein, dass sich der Wert trotz einer Menge an Broteinheiten nur sehr langsam normalisiert. Unabhängig von der Ursache und Stärke einer Unterzuckerung, kommt es bei der Vorbeugung und Behandlung darauf an, die richtigen Kohlenhydrate in der nötigen Menge zu wählen. Als Notfall-BEs eignen sich nur schnell wirksame Kohlenhydrate, die bestimmte Eigenschaften besitzen.

Einfluss der Zuckermoleküle

Alle Kohlenhydrate bestehen chemisch gesehen aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasser. Dennoch gibt es Unterschiede. Wissenschaftlich unterteilt werden Kohlenhydrate vor allem nach der Anzahl ihrer Zuckermoleküle. Einfachzucker (Monosaccharide) wie Traubenzucker (Glukose), Fruchtzucker (Fruktose) oder Schleimzucker (Galaktose) bestehen nur aus einem Zuckermolekül. Mehrere Einfachzuckermoleküle zusammen können Zwei- und Mehrfachzucker bilden. So bestehen Zweifachzucker (Disaccharide) aus zwei Einfachzuckermolekülen. Dazu zählen Milchzucker (Laktose) und Rohr- oder Rübenzucker (Saccharose), aber auch Maltose (Malzzucker), ein Abbauprodukt von Stärke. Aus drei bis neun Einfachzuckermolekülen bestehen Oligosaccharide, die unter anderem in Hülsenfrüchten wie Erbsen und Bohnen vorkommen. Mehrfachzucker (Polysaccharide) bestehen aus mindestens zehn Einfachzuckermolekülen. Hierzu zählt Stärke, die bei der Energiegewinnung des Körpers eine wichtige Rolle spielt. Ballaststoffe zählen chemisch gesehen ebenfalls zu den Mehrfachzuckern.

So wirken Kohlenhydrate

Um zu verstehen, warum sich bestimmte Gruppen von Kohlenhydraten unterschiedlich auf den Blutzuckerspiegel auswirken, werfen wir einen Blick auf die Verdauung. Kohlenhydrate werden vom Darm ins Blut aufgenommen – und zwar immer als Einfachzucker (Monosaccharide). Vom Blut aus gelangen die Monosaccharide in die Zellen des Körpers. Sie werden am schnellsten aufgenommen. Bei Zweifachzuckern (Disaccharide) hingegen ist dazu eine Aufspaltung in Einfachzucker nötig. Noch langsamer als Disaccharide werden Vielfachzucker (Polysaccharide) aufgenommen, da erst eine schrittweise Spaltung in Monosaccharide erfolgen muss. Die unterschiedliche Wirkungen auf die Stoffwechselprozesse ergibt sich aus diesen Vorgängen. So liefert Traubenzucker, der zu den Monosacchariden zählt, schnell neue Energie und lässt den Blutzucker bei einer Unterzuckerung deutlich rascher ansteigen, als Nahrungsmittel die Polysaccharide enthalten.

Die richtigen Notfall-BEs

Auch wenn sich Unterzuckerungen in den meisten Fällen relativ gut ohne fremde Hilfe beheben lassen, sollte immer zu schnell wirksamen Kohlenhydraten gegriffen werden. Als sogenannte Notfall-BEs eignen sich Traubenzucker, flüssige Zuckerlösungen, Traubensaft, zuckerhaltige Getränke wie Cola oder Fanta und Weingummi wie Gummibärchen. Fetthaltige Süßigkeiten wie Schokolade oder Pralinen eignen sich hingegen nicht, da die Zuckeraufnahme in das Blut verzögert stattfindet. Zudem liefern diese Leckereien eine Menge Fett und Kalorien. Die Menge der Notfall-BEs, die benötigt werden, um den Blutzucker bei einer Unterzuckerung wieder zu stabilisieren, oder einen Blutzuckerabfall vorzubeugen, ist von Fall zu Fall verschieden und hängt von Faktoren wie dem aktuell gemessenen Blutzuckerwert und dem Gesamtinsulinbedarf über 24 Stunden ab. Bei Werten unter 60 mg/dl (3,3mmol/l) sind mehr schnelle Kohlenhydrate nötig, als bei solchen zwischen 61 mg/dl (3,4 mmol/l) und 100 mg/dl (5,6 mmol/l). Hingegen brauchen erwachsene Diabetiker mit einem Gesamtinsulinbedarf von über 30 Einheiten pro Tag meist weniger Notfall-BEs als Patienten, die insulinempfindlicher sind. Auch wenn das Heißhungergefühl bei einer Unterzuckerung oft groß ist, reichen meist ein bis drei Broteinheiten aus, um den Blutzucker wieder in den sicheren Bereich zu heben. Nach 15 bis 20 Minuten sollte eine Kontrollmessung durchgeführt werden. Liegt der Blutzuckerwert dann noch nicht über 70mg/dl (3,9 mmol/l), sind weitere schnelle BEs nötig. Das gilt allerdings nur bei Hypoglykämien mit geringer Power und für Diabetiker, die nicht zu schweren Unterzuckerungen mit Bewußtlosigkeit neigen.

Eine Frage der Power

Wie stark der Blutzucker absinkt, wie schnell er sich wieder stabilisiert und wieviele schnelle BEs dafür notwendig sind, hängt von der Power der Unterzuckerung ab. Sie beeinflusst auch die Wahrnehmung und Intensität der Symptome. So kann es sein, dass eine Unterzuckerung mit geringer Power selbst bei einem Wert unter 60mg/dl mit eher geringen Anzeichen wie einem leichten Zittern oder Schwindel einhergeht, während ein schnelles und starkes Absinken des Blutzuckers schon bei Werten im Normalbereich Unterzuckerungssymptome auslöst. Zu den Powerfaktoren, die eine schwere Unterzuckerung verursachen können, gehören beispielsweise zu hohe Insulinmengen, Alkoholkonsum, der die Leberzuckerfreisetzung hemmt oder Magen-Darm- Infekte mit Erbrechen. In diesen Fällen reichen die üblichen Mengen von ein bis drei Notfall-BEs meist nicht aus. Wenn möglich sollte die Ursache der Unterzuckerung schnell erfasst werden, um entsprechend gegensteuern zu können. Doch auch vorbeugend können Maßnahmen getroffen werden: Sorgen Sie dafür, dass nachts immer ein paar schnelle BEs wie Traubenzucker neben dem Bett griffbereit stehen, besonders nach einer Partynacht mit dem ein oder anderen alkoholischen Getränk. Besprechen Sie Unterzuckerungen im Nachhinein auch mit Ihrem Diabetologen, um die Blutzuckereinstellung zu optimieren.

Notfall BEs

Diese Produkte lassen den Blutzucker bei einer Unterzuckerung schnell wieder ansteigen:

  • Traubenzucker Ob einzeln verpackte Plättchen oder kleine Rollen – Traubenzucker gibt es in vielen verschiedenen Formen und Geschmacksrichtungen. Egal zu welcher Sorte Sie greifen: Werfen Sie immer einen Blick auf die Nährwertangaben, um zu wissen, welche Menge einer Broteinheit entspricht. Bei den handelsüblichen Traubenzuckerwürfeln von Dextro Energy sind das zum Beispiel zwei Plättchen.
  • Traubensaft Auch wenn Fruchtsäfte wie Apfelsaft den Blutzucker ansteigen lassen, sollten Sie bei Unterzuckerungen auf Traubensaft setzen. Der schmeckt nicht nur lecker, sondern enthält auch schnell wirksame Kohlenhydrate und zwar rund 15 Gramm auf 100 Milliliter. Eine Broteinheit entspricht also einer Menge von 80 Millilitern. Gut für unterwegs: Die kleinen Traubensaftpakete von Alnatura aus biologischer Landwirtschaft mit 330-Millilitern.
  • Flüssige Zuckerlösungen Schnelle Traubenzuckerenergie für unterwegs liefern flüssige Zuckerlösungen. Auch hier gibt es mittlerweile eine große Auswahl an Geschmacksrichtungen und Verpackungsgrößen. Zum Beispiel versorgt Sie eine Tube Zuckerlösung von Jubin schnell mit 2,6 Broteinheiten.
  • Zuckerhaltige Getränke Wer keinen Traubensaft mag, aber bei Unterzuckerungen lieber schnell etwas trinkt, anstatt zu Traubenzucker zu essen, kann zu zuckerhaltigen Getränken wie Cola oder Fanta greifen. Werfen Sie auch hier immer einen Blick auf die Nährwertangaben, denn je nach Hersteller kann die Menge an Kohlenhydraten pro hundert Milliliter schwanken.
  • Gummibärchen und Co. Gummibonbons, zum Beispiel von Haribo, bestehen aus Zucker, Glukosesirup, Wasser und Verdickungsmitteln. Bei einer Unterzuckerung lassen sie sich gut dosieren. So liefern sieben Gummibärchen eine schnelle Broteinheit. Besonders praktisch für unterwegs: Einzeln verpackte kleine Beutel mit Weingummi.