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Herz in Gefahr

Was Sie gegen zu hohe Cholesterin-Werte tun können

Zu hohe Blutfettwerte können das Risiko für Schäden am Herz-Kreislauf-
System erhöhen. Das gilt besonders für Menschen mit Typ-2-Diabetes. Dagegen können Sie etwas tun!

Gerhard (65 Jahre) ist niedergeschlagen. Er war zur Routinekontrolle beim Hausarzt und der meinte: „Da muss etwas geschehen!“ Dabei ging es nicht wie so oft um seine Blutzuckerwerte, sondern diesmal waren die hohen Blutfettwerte von Gerhard der Grund für die Besorgnis des Arztes.

Professor Dr. Matthias Blüher aus Leipzig weiß: „Bei vielen Menschen mit Typ-2-Diabetes kommen zur gestörten Blutzuckerkontrolle weitere gesundheitliche Probleme hinzu: Viele Betroffene sind stark übergewichtig, sie haben einen zu hohen Blutdruck und auch die Blutfettwerte sind zu hoch.“

Blutfette – was ist damit gemeint?

Bei Blutfetten spricht der Fachmann von Lipiden und unterscheidet zwischen so genannten Triglyzeriden und dem Cholesterin. Triglyzeride, die hauptsächlich aus Fettsäuren bestehen, sind wichtige Energielieferanten für den Körper. Aus Cholesterin kann der Körper Gallensäuren bilden, die er dringend für die Verdauung braucht. Vorstufen des Cholesterins sind auch Vorstufen von Vitamin D – ein Vitamin, das die Knochen stark und gesund erhält.

Gutes und schlechtes Cholesterin

Cholesterin lässt sich wie andere Fette nicht mit Wasser mischen. Daher wird es im Blut in Eiweiß „verpackt“ und in Form von Komplexen transportiert, die man Lipoproteine nennt. Je nach Zusammensetzung der Lipoproteine unterscheidet man „gutes“ oder „böses“ Cholesterin: • Beim „guten Cholesterin“ hat der Fettanteil eine hohe Dichte (HDL = engl. für „High Density Lipoprotein“) • Beim „bösen Cholesterin“ hat der Fettanteil eine niedrige Dichte (LDL = engl. für „Low Density Lipoprotein“) Der Arzt kann Triglyzeride, die Gesamtmenge an Cholesterin sowie die unterschiedlichen Formen des Cholesterins im Blut bestimmen. Sorgen machen dem Arzt insbesondere zu viel Cholesterin insgesamt und zu hohe LDLCholesterin- Werte im Blut.

Hohe LDL-C-Werte? Besser nicht!

Mit den hohen Blutfettwerten waren bei Gerhard genau betrachtet zu hohe LDL-C-Werte gemeint. Sie begünstigen Ablagerungen an den Gefäßwänden und können zu Arteriosklerose führen. Diese „Arterienverkalkung“ kann das Risiko für weitere Herz-Kreislauf- Erkrankungen wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. „Leider machen die hohen LDL-CWerte meist keine Beschwerden, sondern die dramatischen Konsequenzen entwickeln sich langsam und unbemerkt“, betont Professor Blüher und ergänzt: „Je höher der LDL-C-Wert ist, desto größer ist die Gefahr, eine Herz-Kreislauf- Erkrankung zu entwickeln. Das gilt insbesondere dann, wenn weitere Faktoren vorliegen, die das Risiko für eine Herz-Kreislauferkrankung steigern – beispielsweise ein zu hoher Blutdruck oder Diabetes. Aber auch hohe Triglyzerid- und Gesamtcholesterin-Werte müssen beachtet werden.“

Hinter erhöhten Triglyzerid- und LDL-C-Werten können unterschiedliche Ursachen stecken. Dazu gehören zu wenig Bewegung und einseitige, ungesunde Ernährungsgewohnheiten. „Der Körper nimmt Fett jedoch nicht nur mit der Nahrung auf, er produziert Triglyzeride und Cholesterin auch selbst. So speichert er beispielsweise im Übermaß aufgenommene Energie in Form von Fettdepots. Erhöhte Blutfettwerte sind deshalb häufig mit starkem Übergewicht vergesellschaftet“, so Professor Blüher.

Anders ist die Sache bei Erwin: Sein Vater ist bereits im Alter von 55 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben und sein Onkel hatte schon in jungen Jahren stark erhöhte LDL-C-Werte, ohne dass er besonders übergewichtig gewesen wäre. „Bei uns liegt das in der Familie – mein Arzt nennt es familiäre Hypercholesterinämie“, weiß Erwin und berichtet, dass er deswegen bei einem Spezialisten in Behandlung ist. Er kennt sich sehr gut mit seiner Erkrankung aus und behandelt ihn entsprechend. Denn Erwin hat noch viel vor und will sein Herz-Kreislauf-Risiko so gering wie möglich halten.

Zu hohe Werte – was tun?

Sind die LDL-C- und/oder Triglyzerid- Werte zu hoch, wird der Arzt mit dem Patienten besprechen, wie sich die Situation verbessern lässt. „Der Arzt hat mir erklärt, dass meine Cholesterin-Werte aufgrund meines zusätzlichen Diabetes besonders gut eingestellt sein müssen. Denn am Ende zahlt alles auf das gleiche Konto für mein Herzinfarkt-Risiko ein: das Rauchen, die zu hohen Blutzuckerspiegel, mein Bluthochdruck und nun auch noch die Blutfettwerte“, so Gerhard und ergänzt: „Mir ist klar geworden – da muss was passieren. Schließlich ich will meinen Ruhestand noch lange Zeit genießen!“

Der Arzt hat gemeinsam mit Gerhard einen Therapieplan erarbeitet, mit dem es gelingen soll, die Blutfettwerte in den Griff zu bekommen. Basis ist ein gesunder Lebensstil, der dazu beitragen kann, die Blutfettwerte und damit das Herz-Kreislauf-Risiko zu senken. Dazu gehören mehr Bewegung und eine bewusste Ernährung.

Richtig essen …

Tierische Lebensmittel enthalten besonders viele gesättigte Fette, die den LDL-C-Wert erhöhen können. Statt Fleisch-, Wurst- oder Milchprodukten sollte deshalb Nahrungsmitteln mit vielen ungesättigten Fettsäuren der Vorzug gegeben werden.

Das sind beispielsweise pflanzliche Öle, Nüsse und Fische wie Lachs, Hering oder Makrele (siehe auch Kasten). Gerhard ist sich sicher: „Eigentlich wollte ich meine Ernährung schon damals verbessern als der Arzt meinen Diabetes festgestellt hat, aber irgendwie war ich nicht motiviert genug, um das durchzuhalten. Einen Herzinfarkt will ich aber auf keinen Fall bekommen. Deshalb bin ich sicher: Diesmal klappt es besser!“

… und aktiv bleiben

Ein wesentlicher Aspekt bei erhöhten Blutfettwerten ist auch ein ausreichendes Maß an Bewegung. Sinnvoll sind Ausdauersportarten wie Wandern, Walken, Laufen, Schwimmen oder Tanzen. Am besten regelmäßig, mehrmals die Woche. Weil das aber gar nicht so einfach ist, können kleine Tricks helfen, sich im Alltag selbst zu überlisten und so ohne großen Aufwand zu mehr Bewegung zu kommen. Hier ein paar Beispiele: • Sie planen einen Abend vor dem Fernseher? Kein Problem:

Dafür steigen an diesem Abend einfach zwei Stationen eher aus dem Bus aus.

• Abends geht es nicht ohne Salamibrot? Kein Problem: Statt mit dem Lift in den vierten Stock zu fahren, nehmen Sie ab sofort die Treppe.

• Sonntags ein Stück Kuchen gefällig? Kein Problem: Aber: Die fünf Kilometer bis zur Konditorei legen sie in Zukunft immer mit dem Fahrrad zurück. Auch das sollte man sich bewusst machen: Stress und Rauchen können das Herz-Kreislaufrisiko ebenfalls erhöhen. Verzichten Sie deshalb auf das Rauchen und vermeiden Sie – soweit möglich – Stress.

Allerdings genügen solche Maßnahmen nicht immer, um erhöhte Blutfettwerte in den Griff zu bekommen. Professor Blüher betont: „Vor allem bei stark erhöhten Werten oder wenn der LDL-CWert auf einen besonders niedrigen Zielwert gesenkt werden muss, sind sehr oft Medikamente erforderlich. Zur Senkung der LDLC- Werte stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung. Standardtherapie sind meist so genannte Statine.“