Bessere Gesundheit

Diabetes Risiko senken

Der Typ-2-Diabetes, früher auch abschätzig als Altersdiabetes bezeichnet, zählt längst zu den großen Volkskrankheiten und ist darüber hinaus eine der teuersten Krankheiten überhaupt. Statistisch betrachtet entwickelt jeder dritte Deutsche im Laufe seines Lebens einen Typ-2-Diabetes. Obwohl dieser Erkrankung eine starke erbliche Komponente zugrunde liegt, entscheidet die Lebensweise in hohem Maße, wann die Erkrankung auftritt und wie sie verläuft. Wir zeigen Ihnen einige Tipps wie Sie das Diabetes Risiko senken können. Text: Prof. Dr. Hans Hauner

Die wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren sind dabei zu hohes Körpergewicht, ungünstige, vor allem zu üppige Ernährung und zu wenig Bewegung. Diese drei Komponenten wirken häufig zusammen und verstärken sich gegenseitig. Der bei weitem wichtigste Risikofaktor ist ein erhöhtes Körpergewicht. Je länger Übergewicht besteht und je ausgeprägter es ist, desto höher ist das Diabetesrisiko.

Aber auch die Ernährungsweise selbst hat direkte Wirkung auf das Diabetesrisiko. Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass eine „westliche Kost“ mit einem hohen Gehalt an gesättigten Fetten, reichlich Zucker und wenig Ballaststoffen wesentlich zum Diabetes beiträgt. Stark zuckerhaltige Getränke und übermäßiger Alkoholkonsum verstärken das Risiko. Umgekehrt scheint eine ballaststoffreiche Ernährung mit wenig Fett das Risiko vor Diabetes zu senken. Starken Einfluss auf das Diabetesrisiko hat aber auch die körperliche Bewegung. Je weniger, desto häufiger findet sich ein Diabetes.

Diese Komponenten sind entscheidend

Diese Erkenntnisse gibt es bereits seit mehr als 20 Jahren, sodass schon damals überlegt wurde, wie der Entwicklung des Typ-2-Diabetes vorgebeugt werden könnte. Inzwischen liegen dazu umfangreiche Erfahrungen vor. Eine finnische und eine nordamerikanische Untersuchung an Personen mit hohem Diabetesrisiko (gestörte Glukosetoleranz oder „Prädiabetes“) haben übereinstimmend gezeigt, dass folgende Komponenten das relative Risiko für Typ-2-Diabetes in einem Zeitraum von 3 Jahren um wenigstens 58 Prozent senken:

• Gewichtsabnahme von 5 bis 7 Prozent
• Weniger Gesamtfett in der Nahrung (< 30 Prozent der Gesamtkalorien)
• Wenig gesättigte Fette (< 10 Prozent der Gesamtkalorien)
• Reichlich Ballaststoffe (> 15 g pro 1000 kcal)
• Regelmäßige körperliche Bewegung (>150 Minuten pro Woche)

Ähnliche Studien aus Indien und China haben bestätigt, dass diese Faktoren vor Diabetes schützen. Je besser diese Empfehlungen umgesetzt werden, desto größer scheint der Schutzeffektzu sein. Personen, die alle oben genannten Ziele erreichten, blieben komplett über Jahre vom Diabetes verschont. Inzwischen gibt es Nachbeobachtungen dieser Teilnehmer von mehr als 10 Jahren. Dabei zeigt sich, dass der Nutzen dieser Lebensstiländerung lange anhält. Das mag darauf zurückzuführen sein, dass es vielen doch gelingt ihren Lebensstil langfristig zu ändern. Daneben wird vermutet, dass es eine Art „metabolisches Gedächtnis“ geben könnte, sodass sich eine gesündere Lebensweise auch langfristig günstig auf den Stoffwechsel auswirkt und viele chronische Krankheiten einschließlich des Typ-2-Diabetes zu verhindern hilft.

Mediterrane Ernährung hilft

Vor kurzem wurde außerdem gezeigt, dass eine Mittelmeerkost gut geeignet ist, das Risiko eines Diabetes zu senken. In einer großen Untersuchung aus Spanien (PREDIMED-Studie) waren Männer und Frauen im Alter zwischen 55 und 80 Jahren einbezogen. Die konsequente Umstellung der Ernährung auf eine Mittelmeerkost halbierte das Auftreten eines Typ-2-Diabetes und bietet zusätzlich einen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die vor allem Menschen mit Diabetes bedrohen.

Betrachtet man genauer, welche Bestandteile der Ernährung Diabetes begünstigen oder verhindern, dann ergibt sich ein immer klareres Bild. Vor allem ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, aber auch eine obst- und gemüsereiche Kost mit insgesamt wenig Fett scheint vor Diabetes zu schützen. Diese Ernährung erleichtert es auch, sein Gewicht zu halten oder sogar etwas abzunehmen. Dagegen begünstigt die heute weit verbreitete „westliche Kost“ mit fett- und zuckerreichen Speisen das Diabetesrisiko. Dagegen sind einzelne Vitamine oder spezielle Nährstoffe wie z.B. Zimt eher wirkungslos, auch wenn diese Produkte in Anzeigen als antidiabetogen angepriesen werden.

Normales Körpergewicht ist der beste Schutz

Den besten Schutz vor Diabetes bieten aber der Erhalt eines möglichst normalen Körpergewichts bzw. wenn Übergewicht vorliegt eine Gewichtsabnahme. Dabei spielt es keine Rolle, auf welche Weise diese erreicht wird. Außerdem gilt für Menschen mit Übergewicht: je größer die Gewichtsabnahme, desto stärker sinkt das Risiko einen Diabetes zu entwickeln. Dafür sprechen die Erfahrungen der Adipositaschirurgie (sog. bariatrische Chirurgie). Extrem übergewichtige (fettleibige) Personen haben ein deutlich erhöhtes Diabetesrisiko. Wenn diese Personen durch einen chirurgischen Eingriff, z.B. die Anlage eines „Schlauchmagens“, 20 oder 30 kg an Gewicht verlieren, sinkt das Diabetesrisiko dramatisch. Allerdings ist das keine „Heilung“, denn wegen bestimmter Erbanlagen bleibt eine gewisse Gefährdung ein Leben lang bestehen.

Ein andere, ebenfalls sehr wertvolle Vorsorgemaßnahme ist die regelmäßige körperliche Bewegung. Sie trainiert nicht nur den Kreislauf, sondern macht auch den Stoffwechsel fit: Zucker und Fette können viel besser verstoffwechselt werden. Bewegung verbessert vor allem die sog. Insulinresistenz, verbessert also das Ansprechen des Körpers auf das in der Regel noch vorhandene, aber nicht mehr normal wirkende körpereigene Insulin auf wichtige Organsysteme wie Gehirn, Leber, Fettgewebe und Muskulatur

Auch wenn es keinen hundertprozentigen Schutz vor Diabetes geben kann, ein anderer Aspekt sollte dabei nicht vergessen bzw. unterschätzt werden. Eine gesunde Ernährung und eine insgesamt gesunde Lebensführung schützen gleichzeitig vor vielen anderen modernen Wohlstandskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebserkrankungen und sogar viele Alterserkrankungen einschließlich der Demenz. Wer gesünder lebt, hat aber auch einen sofortigen Nutzen: er fühlt sich körperlich und seelisch einfach besser. Es lohnt sich also wirklich, sich um eine gesunde Lebensweise zu bemühen.