Besser Messen

Ab in den Urlaub

Reisen mit Diabetes ist kein Problem, dennoch sollten Sie schon vor Beginn der Reise auf ein paar Dinge achten und gut vorbereitet in den Urlaub starten, damit Sie die freie Zeit in vollen Zügen genießen können. Dabei können unter anderem Checklisten helfen.

Gehören Sie zu den Menschen, die gerne in letzter Minute den Koffer packen? Oder breiten Sie schon Tage vorher Ihr geplantes Gepäck aus und haben eine Liste zur Hand, um nichts zu vergessen? Egal zu welcher Gruppe Sie gehören, kennen Sie bestimmt die Situation, dass nicht alles in den Koffer passt oder dass Sie wichtige Utensilien nicht im Handgepäck dabei haben. Während es nicht schlimm ist, mal ein Kleidungsstück, die Sonnencreme oder ein Buch zu vergessen, kann es problematisch werden, wenn das nötige Diabetes-Equipment fehlt. Da hilft es auch nicht, wenn es gut verstaut im Koffer im Frachtraum des Flugzeugs mitreist. Deswegen müssen sowohl Koffer, die vor dem Flug aufgegeben werden, als auch das Handgepäck mit Sorgfalt gepackt werden. Während es bei Inlandsreisen weniger problematisch ist, wenn beispielsweise Teststreifen fehlen, oder das Messgerät eine neue Batterie benötigt, kann es im Ausland schwierig sein, schnell Nachschub zu bekommen. Ein spontaner Kurztrip ist meist auch mit Diabetes kein Problem, bei einer längeren Reise sollten Sie aber ausreichend Zeit einplanen, vor allem, wenn Sie in weiter entfernte, fremdsprachige Länder reisen.

Bevor es losgeht impfen und absichern

Bevor es ans Kofferpacken geht, sollten Sie spätestens vier bis sechs Wochen vor Reiseantritt bei einem Arzt abklären lassen, ob Sie Impfungen brauchen. Dazu zählen zum Beispiel Impfungen gegen die von Zecken übertragene Hirnhautentzündung FSME oder Medikamente zur Malaria-Vorbeugung, die bei Reisen in tropische Gefilde wichtig sind. Am besten informieren Sie sich beim Auswärtigen Amt unter der Rubrik Reise und Sicherheit. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, eine Auslandsreise-Krankenversicherung abzuschließen. Zwar zahlen die Kassen generell ärztliche Behandlungen in EU-Ländern und Ländern, mit denen ein Sozialversicherungsabkommen besteht (zum Beispiel mit der Türkei oder Tunesien), manche Leistungen und ein Rücktransport sind dabei jedoch ausgeschlossen. Chronisch Kranke sollten vor der Reise mit der Krankenkasse sprechen, denn eine Kostenübernahme für die Behandlung der chronischen Erkrankung ist für einen gewissen Zeitraum auch in anderen Ländern möglich, allerdings übernimmt die Kasse die Kosten nicht automatisch ohne Absprache. Wichtig zu wissen: Eine Auslandskrankenversicherung ist für den Notfall gedacht, nicht für vorhersehbare Fälle. Will heißen, wenn Sie chronisch erkrankt sind, wozu eben auch der Diabetes zählt, zahlt die Auslandskrankenversicherung keine Medikamente, Untersuchungen oder Behandlungen im Zusammenhang mit Ihrer Krankheit, auf die Sie regelmäßig angewiesen sind. In der Regel werden auch keine Kosten übernommen, die auf Krankheitsschübe in Bezug auf die Vorerkrankung zurückzuführen sind. Deswegen ist es sinnvoll, den Tarif schon einen gewissen Zeitraum vor der Reise abzuschließen und sich die Reisefähigkeit mittels einer ärztlichen Bescheinigung bestätigen zu lassen. Eine Auslandskrankenversicherung schützt Sie darüber hinaus zudem bei Unfällen oder Erkrankungen, die nichts mit Ihrer chronischen Erkrankung zu tun haben.

Richtig planen und informieren

Urlaubstage unterscheiden sich meist von gewohnten Arbeitstagen. Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die im Urlaub gerne aktiv sind, wandern gehen oder andere Sportarten ausüben. Oder Sie gönnen sich eine richtige Auszeit mit Wellness, lange schlafen oder gemütlich am Strand liegen. All das wirkt sich auch auf den Blutzuckerspiegel aus. Durch die veränderten Aktivitäts- und Ruhezeiten verschieben sich auch die gewohnten Mahlzeiten. Hinzu kommt, dass im Aktivurlaub oft der Insulin- oder Medikamentenbedarf sinkt. Deswegen ist es sinnvoll, vorher alles mit dem behandelnden Diabetologen zu besprechen. Wenn Sie mit einer guten Blutzuckereinstellung in den Urlaub starteen, werden Sie es generell leichter haben, als wenn Sie mit Blutzuckerschwankungen oder einer Resistenz (zum Beispiel aufgrund einer Erkältung) kämpfen. Es lohnt sich also, schon vor dem Urlaub ganz genau auf den Blutzuckerverlauf und mögliche auftretende Komplikationen zu achten. Falls Sie sich nicht sicher fühlen, frischen Sie Ihre Diabeteskenntnisse noch einmal auf. Dazu gehört zum Beispiel, wie Sie die Insulin- oder Tablettendosis an körperliche Aktivitäten anpassen oder wie Sie einer Entgleisung des Stoffwechsels bei Magen-Darmproblemen vorbeugen können. Bei Reisen mit Zeitverschiebung müssen Sie wissen, wie die Insulin- oder Tablettendosis angepasst wird. Für insulinpflichtige Diabetiker gibt es dabei unterschiedliche Vorgehensweisen, je nachdem, ob Sie Pumpenträger sind, oder mit einem Pen spritzen.

Gut durch die Kontrolle

Wer schon einmal mit Diabetes-Equipment im Gepäck geflogen ist, kennt wahrscheinlich die besonderen Kontrollen. In Ländern, deren Sprache man beherrscht, ist es oft weniger ein Problem, als in Ländern ohne Sprachkenntnisse. Insulinpumpenträger werden nicht selten zum Sprengstoffkontrolltest gebeten, bei dem die Pumpe genau unter die Lupe genommen wird. Bevor Sie versuchen, sich mit Händen und Füßen zu verständigen, sollten Sie sich ein entsprechendes ärztliches Attest über Ihren Diabetesbedarf ausstellen lassen. Meist ist dieses auch ins Englische übersetzt. Dieses Attest kann auch bei Zollkontrollen hilfreich sein. Erkundigen Sie sich außerdem vorab bei der jeweiligen Fluggesellschaft nach den aktuellen Sicherheitsbestimmungen. Dort können Sie zudem erfragen, welche Speisen und Getränke während des Flugs angeboten werden. Manche Fluglinien bieten spezielle Mahlzeiten für Diabetiker an, die allerdings im Vorhinein bestellt werden müssen. Falls das nicht möglich ist, können Sie auch versuchen, die Nährwerte der servierten Mahlzeiten zu erfragen, um die enthaltenen Broteinheiten besser abschätzen zu können.

Insulin und Co. auf Reisen richtig verstaut

Nach der Landung reihen sich die Fluggäste um das Gepäckband. Damit Sie gut auf den möglichen Verlust eines Gepäckstücks vorbereitet sind, sollten Sie Ihr Handgepäck richtig packen. Generell wird empfohlen, mehr Insulin, Medikamente, Teststreifen und andere wichtige Utensilien mitzunehmen, als Sie für die Reisedauer benötigen. Dazu gehört auch ein Ersatz- Messgerät, ein Ersatz-Pen und eventuell Einmalspritzen mit dem entsprechenden Insulin. Denken Sie auch an den Beipackzettel von Insulin und anderen wichtigen Medikamenten. Beim Hersteller können Sie sich erkundigen, ob und unter welchem Namen es das Präparat im Reiseland gibt, damit Sie im Notfall schnell Ersatz bekommen. Packen Sie Ihr Handgepäck so, dass Sie auch ohne Ihren Koffer eine zeit lang gut versorgt sind. Denken Sie dabei daran, dass Insulin immer gekühlt transportiert werden sollte. Oft wird geraten, den Insulinvorrat bei Flugreisen im Handgepäck mitzunehmen, da es im Frachtraum zu kalt werden könnte. In modernen Verkehrsflugzeugen sind die Frachträume zwar meist auf elf bis 18 Grad Celsius temperiert, doch auch hier können Sie sich vorab informieren. Insulin muss nicht in den für Flüssigkeiten vorgeschriebenen Plastikbeutel. Dennoch sollten Sie es aber bei der Sicherheitskontrolle vorzeigen – am besten in der Originalverpackung. Bei Reisen mit dem Auto ist das Insulin in einer Kühlbox vor Wärme geschützt. Dabei sollte es allerdings nicht direkt neben den Kühlakkus liegen. Es gibt auch spezielle Taschen mit Kühlfunktion für den Diabetesbedarf. Insulin, Messgerät und Teststreifen gehören weder ins Handschuhfach noch unter die Heck- und Windschutzscheibe oder an sonstige Stellen im Auto, die zu warm werden.

Entspannt und ohne Probleme fliegen

Eine Flugreise kann unter Umständen sehr anstrengend sein, vor allem, wenn der Platz im Fußraum sehr eng ist. Das beengte Sitzen im Flieger erhöht das Risiko, dass sich in den Beinen eine Thrombose bildet. Vorbeugend sollten Sie während des Fluges öfter aufstehen und sich bewegen. Auch das Wippen mit den Füßen im Sitzen ist eine Art hilfreiche Venengymnastik, um den Blutfluss anzuregen. Zusätzlich kann die trockene Luft im Flugzeug dem Körper Flüssigkeit entziehen, wodurch das Blut eindickt. Sie sollten also stets genug trinken und auf Alkohol verzichten. Bei bekannten Venenproblemen kann es sinnvoll sein, in Absprache mit dem Arzt spezielle Kompressionsstrümpfe zu tragen. Das gilt vor allem für Langstreckenflüge.

Stress vermeiden und vorbereitet sein

Nicht wenige Menschen leiden unter Flugangst. Es entsteht Stress, der sich auch auf den Blutzuckerspiegel auswirken kann. Messen Sie generell regelmäßig Ihren Blutzucker und denken Sie daran, die Zeiten hinsichtlich der nötigen Insulingaben oder Medikamenteneinnahmen einzuhalten. Wenn Sie feste (Zwischen-)Mahlzeiten haben, sollten Sie vorsorgen und sich nicht auf die Essenszeiten im Flieger verlassen. Snacks wie Müsliriegel sind hier optimal. Auch Traubenzucker muss immer griffbereit sein, damit Sie einer möglichen Unterzuckerung entgegenwirken können. Um Anspannung im Flugzeug zu reduzieren, können Sie sich eine beruhigende Musik mit Kopfhörern anhören. Das kann schon vorab im Warteraum einen positiven Effekt haben. Am Urlaubsziel angekommen, sollten Sie Ihren Blutzucker vor allem in den ersten Tagen öfter kontrollieren und die Werte protokollieren. So merken Sie, wie der Körper auf die veränderten Bedingungen wie den Klimawechsel oder den neuen Tagesrhythmus reagiert. Jetzt heißt es auch, die Insulin- oder Tablettendosis entsprechend anzupassen. Beachten Sie dabei auch Ihr Ess- und Trinkverhalten. Im Urlaub gönnen wir uns gerne etwas, von ausgiebigen Mahlzeiten bis hin zu Alkohol. Dabei ist es nicht immer leicht, die genauen Nährwerte einzuschätzen, die auf dem Teller oder im Glas landen. Besonders die bunten Cocktails im Sommerurlaub haben es oft in sich. Neben Alkohol ist hier auch viel Zucker enthalten. Bevor sich Ihre Blutzuckereinstellung am Urlaubsziel nicht stabilisiert hat, sollten Sie keine Experimente wagen und lieber auf Nummer sicher gehen. Denn wenn einmal „der Wurm drin ist“, dauert es oft lange, wieder gute Werte zu erreichen. Wenn Sie allerdings gut vorbereitet auf Reisen gehen, können Sie die freie Zeit auch in vollen Zügen genießen, ob kulturell oder kulinarisch.