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Ein Organ mit vielen Funktionen

Wissen Sie eigentlich, welche Funktionen die Bauchspeicheldrüse neben der Insulinproduktion im Körper erfüllt? Wir werfen einen spannenden Blick in die Innenwelt unseres Körpers.

Die meisten Menschen verbinden die Bauchspeicheldrüse lediglich mit der Insulinproduktion. Dabei übernimmt das Organ weitere wichtige Funktionen im Körper, über die wir oft wenig wissen. Doch fangen wir mit den wichtigsten Fakten an: Die Bauchspeicheldrüse – auch Pankreas genannt – liegt geschützt hinter dem Bauchfell im Oberbauch hinter dem Magen und in enger Nachbarschaft zur Milz links und der Leber rechts. Rechts wird die Bauchspeicheldrüse eingerahmt vom Zwölffingerdarm. Das Pankreas besteht zu etwa 99 Prozent der Gewebemasse aus dem sogenannten exokrinen Drüsenanteil. Die Drüse wird von einem verzweigten Gangsystem durchzogen, dessen Hauptgang (Ductus pancreaticus) in den Zwölffingerdarm mündet, entweder gemeinsam mit dem Hauptgallengang oder in enger Nachbarschaft zu diesem.

Die Bauchspeicheldrüse – wichtig für die Verdauung

Der im Pankreas gebildete Verdauungssaft gelangt so direkt in den Verdauungstrakt. Dieses exokrine Sekret enthält zum einen große Mengen Bicarbonat zur Neutralisation des sauren Mageninhaltes und zur Aktivierung der Verdauungsenzyme. Des weiteren enthält der Verdauungssaft selbst wichtige solcher Enzyme (Amylase, Proteasen, Lipase), die dafür verantwortlich sind, die zerkleinerten und im Magen angedauten Speisen, bestehend aus Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten, so aufzuspalten, dass sie schließlich über die Dünndarmwand direkt oder indirekt über die Lymphe des Darms ins Blut gelangen. Diese Enzyme (auch Fermente genannt) werden in Abhängigkeit von der Menge der Nahrung und deren Zusammensetzung in unterschiedlicher Menge und Zusammensetzung in den Zwölffingerdarm abgeben. Die Bildung des Verdauungssekretes (Pankreassaft) wird lokal durch Hormone wie Gastrin, Sekretin und Cholecystokin und zentral über den Kauvorgang, Geruch, Geschmack und über das vegetative Nervensystem insbesondere den Vagus-Nerven gesteuert. Die Bauchspeicheldrüse produziert so bis zu zwei Liter Verdauungssaft pro Tag.

Neben dem größten Teil der Bauchspeicheldrüse, der zusammen mit der Galle für die zeitgerechte und vollständige Verdauung zugeführter Nahrung verantwortlich ist, sind im Bauchspeicheldrüsen-Gewebe mikroskopisch kleine, spezielle Zellnester eingestreut, die jeweils von Bindegewebskapseln umgeben sind. Diese Zellnester werden seit seiner Entdeckung von dem Pathologen Paul Langerhans im Jahr 1869 Langerhans ´sche Inseln genannt. Es gibt etwa eine Million Langerhans´sche Inseln in der Bauchspeicheldrüse eines gesunden Menschen. Sie bilden und setzen lebensnotwendige Hormone in das Blut frei. Dieser Anteil der Bauchspeicheldrüse wird endokrines Pankreas genannt.

Die Insulinproduktion als wichtige Aufgabe

Die Langerhans´schen Inseln produzieren in dafür spezialisierten Zellen lebensnotwendige Hormone von denen das wichtigste Insulin ist. Der Name Insulin wurde abgeleitet von den Inseln, in denen dieses Hormon gebildet wird. Neben Insulin (etwa 70 bis 80 Prozent der Zellen der Langerhans´schen Inseln), das in den Beta-Zellen gebildet und freigesetzt wird, wird in den Alpha-Zellen (10 bis 20 Prozent der Inselzellen) Glukagon produziert.

Bis zu 50 Prozent der Inselzellen sind sogenannte Delta-Zellen, von denen Somatostatin bereitgestellt wird und weniger als zwei Prozent sind sogenannte PP-Zellen, die das Hormon pankreatisches Polypeptid freisetzen. Diese Hormone regulieren nicht nur den Kohlenhydratstoffwechsel, sondern sind auch mitverantwortlich für die Steuerung des Fett- und Eiweißhaushalts des Körpers.

Stoffwechsel und Einfluss der Hormone

All diese Hormone beeinflussen sich gegenseitig innerhalb der Langerhans´schen Inseln und haben systemische Effekte im gesamten Körper, in dem sie aus der Bauchspeicheldrüse direkt ins Blut abgegeben werden; und zwar direkt in die Blutbahn (Pfortader), die in die Leber mündet.

Das macht Sinn, denn die Leber ist unser wichtigstes Stoffwechselorgan. Kommt es durch Entzündungen, Verletzungen, Autoimmunprozesse, andere bisher nicht eindeutig geklärten Gründen (sog. idiopathische Ursachen) oder operative Entfernung der Bauchspeicheldrüse wegen eines Tumors zu einem teilweisen oder kompletten Verlust der Pankreasfunktion, resultieren daraus schwere Verdauungsstörungen mit extremer Mangelernährung mit starkem Gewichtsverlust, Übelkeit, Durchfällen und anderen Mangelzuständen.

Gleichzeitig wird der Stoffwechsel dramatisch beeinflusst. Wichtigstes Ergebnis dieser endokrinen (nach innen in die Blutbahn) Fehlfunktion sind Diabeteserkrankungen mit einem absoluten Insulinmangel (autoimmunogener Diabetes Typ-1 oder pankreopriver Diabetes durch chronische Entzündungen, operative teilweise oder komplette Entfernung des Pankreas) oder relativen Insulinmangel (häufigste Diabetesform ist der Typ-2-Diabetes).

Häufige Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Häufige Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind Alkoholtoxisch bedingte Entzündungen, sogenannte Galle-induzierte Entzündungen (am häufigsten durch Gallensteine verursacht), Entzündungen durch schwere Fettstoffwechselstörungen, Eisenspeicherkrankheit (Hämöchromatose) und Mukoviszidose. Aber auch Verletzungen im Oberbauch, Abszesse, und Tumore können zu schwerwiegenden Erkrankungen des Pankreas führen.

Jede dieser Erkrankungen kann akut lebensbedrohlich sein und/oder zu allen Graden einer exokrinen (nach außen in den Darm) und endokrinen Funktionseinschränkung bis zum völligen Verlust der Pankreasfunktionen führen. Doch dank der fortschreitenden Forschung stehen zur Behandlung einer exokrinen Pan- kreasinsuffizienz heute eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, die den Mangel an Verdauungsenzymen ersetzen. Die Tabletten oder Granulate enthalten alle notwendigen Enzyme, die magensaftresistent überzogen sind und erst im Dünndarm wirksam werden.

Zu jeder Mahlzeit erfolgt die Einnahme dieser Pankreasenzyme, wobei die Dosierung sehr individualisiert in genügender Konzentration erfolgen sollte. Medikamentöse Behandlungsformen Neben einer medikamentösen Behandlung sind durchaus auch weitere Therapien angezeigt: eher mal fettarme, kohlenhydratreichere kleinere Mahlzeiten (fünf bis sieben Mal am Tag), eventuelle Gabe von fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin A, D, E und K und unbedingte Vermeidung von ursächlichen Noxen, also Stoffen, die dem Organismus schaden und Krankheiten auslösen, wie Alkohol.