Besser Messen

Hightech Helden

In letzter Zeit hat die Technologie in Sachen Insulinpumpen große Sprünge gemacht. Das Ziel der sogenannten Closes-Loop-Systeme, liegt schon längst nicht mehr in weiter Ferne und die neuen Pumpenmodelle erleichtern den Alltag mit Diabetes enorm.

Stellen Sie sich vor, Sie würden bis zu 480 Mal am Tag Insulin spritzen – unglaublich, oder? Aber genau diese Leistung kann eine Insulinpumpe erbringen: sie gibt in kurzen Abständen und automatisch rund um die Uhr geringe Mengen kurzwirksames Insulin an den Körper ab. Damit wird versucht, die Funktion der Bauchspeicheldrüse immer besser nachzuahmen.

Basalrate und Boli

Immer mehr Menschen mit Typ-1- Diabetes, vor allem Kinder und Jugendliche, nutzen eine Insulinpumpe. Das kleine Gerät, das zum Beispiel am Hosenbund befestigt werden kann, wird über ein Infusionsset, also einen dünnen Schlauch mit einer dünnen Stahl- oder Kunststoff- Kanüle, mit dem Körper verbunden. Meist wird die Kanüle am Bauch direkt unter die Haut gelegt. Über den Schlauch kann die Pumpe das Insulin direkt in das Unterhautfettgewebe abgeben. Es gibt jedoch auch schlauchlose Varianten, die sogenannten „Patch-Pumpen“. Durch eine individuell auf den jeweiligen Nutzer angepasste Basalrate kann die Insulinversorgung so optimal an den im Tagesverlauf wechselnden Insulinbedarf angepasst werden. Die Abgabe des Mahlzeitenbolus erfolgt nicht automatisch: Wie bei der intensivierten Insulintherapie muss die Höhe des Bolus zu jeder Mahlzeit neu berechnet werden. Jedoch erfolgt die Abgabe des Insulins einfach und diskret per Knopfdruck. Die kleinen Hightech-Helfer ermöglichen nicht nur eine kontinuierliche Bereitstellung von Insulin sondern schaffen durch spezielle Funktionen neue Freiheiten: Zum Beispiel kann der Bolus bei sehr fettreichen oder langen Mahlzeiten (Buffet, Grillen) zum Teil sofort und zum Teil oder ganz über einen bestimmten Zeitraum verzögert abgegeben werden.

Hohe Sicherheit, weniger Hypos

Die heutigen Pumpenmodelle bieten eine sehr hohe Therapiesicherheit. Mögliche Komplikationen wie Hypo- oder Hyperglykämien, und damit auch die Gefahr eines diabetischen Komas, können so minimiert werden. Einige Pumpenmodelle sind echte Kommunikationsprofis und ermöglichen die gleichzeitige Nutzung eines Systems zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). Bei einer drohenden Unterzuckerung beziehungsweise einem nahenden Sinken des Blutzuckerwertes unter einen festgelegten Grenzwert kann der Nutzer gewarnt werden und es gibt Insulinpumpen, die automatisch die Insulinabgabe stoppen. Das kann besonders in der Nacht vor schweren Unterzuckerungsverläufen schützen und dabei helfen, Ängste abzubauen. Welche Pumpe zu wem passt ist auch eine Frage der Lebensführung und des persönlichen Geschmacks. Am besten lassen Sie sich bei der Auswahl der passenden Insulinpumpe Zeit und schauen sich die einzelnen Modelle mit den jeweiligen Vor sowie Nachteilen genau an. Informieren Sie sich auch über die Infusionsets, die mit den einzelnen Pumpen kompatibel sind. Hier gibt es unter anderem Unterschiede in der Schlauch- und Nadellänge, den Pflastern, sowie dem Material. Nicht jedes Infusionsset kann mit jeder Pumpe verwendet werden. Es lohnt sich, verschiedene Katheter auszuprobieren, denn schließlich müssen Sie die Pumpe tagtäglich am Körper tragen.

Nur mit Genehmigung

Insulinpumpen gibt es nicht einfach zum Mitnehmen in der Apotheke, denn eine Insulinpumpen-Therapie ist keine Wahlleistung. Deshalb ist sowohl bei gesetzlich Versicherten, als auch bei Privatpatienten vorab eine Genehmigung durch die Krankenkasse erforderlich. Die erste Voraussetzung dafür ist das Vorliegen einer Indikation für die Insulinpumpen- Therapie ist. Der Arzt erstellt dazu ein diabetologischfachärztliches Gutachten. Es beinhaltet unter anderem Angaben zum HbA1c-Wert, den Therapiezielen sowie zur Häufigkeit von Unterzuckerungen. Des weiteren sind in der Regel eine Kopie des Gesundheitspasses und Blutzuckertagebücher eines bestimmten Zeitraumes unter der intensivierten Therapie (ICT) erforderlich. Doch selbst wenn die neue Therapie begonnen hat, wird die Insulinpumpe zunächst nur für eine mehrmonatige Erprobungsphase genehmigt. Ob sie dann weiter- geführt werden darf, entscheidet der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK). Erst in der zweiten Stufe erfolgt eine dauerhafte Genehmigung. Dazu muss nachgewiesen werden, dass die Probephase der Insulinpumpen-Therapie zu einer Verbesserung der Blutzuckereinstellung geführt hat. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken, sondern sprechen Sie mit Ihrem Diabetologen über die Möglichkeiten und Schritte.