Besser Messen

Winterfit statt Winterblues

Die kalte Jahreszeit hat nicht nur ihre frostigen Seiten. Sie kann auch der Anlass sein, die Ruhe zu genießen oder aber den Alltag aktiv zu gestalten. Mit diesen Tipps kommen Sie mit Diabetes gut durch den Winter

FROSTFRUST VERMEIDEN

Menschen mit Diabetes sind auf gewisse Geräte und Hilfsmittel angewiesen. Doch Kälte kann für Blutzuckermessgeräte, Insulin und Co. schnell zum Problem werden. Das sollten Sie beachten:

Insulin: Der Kühlschrank ist der perfekte Lagerort für Insulinvorräte. Diese sollten bei einer möglichst konstanten Temperatur von etwa zwei bis acht Grad Celsius aufbewahrt werden. Nun ist das mit der Temperatur so eine Sache: Wissen Sie zum Beispiel, wie kalt es in Ihrem Rucksack ist, wenn Sie durch die Winterlandschaft wandern oder Ski fahren? Der ein oder andere Diabetiker hat dabei schon sein frostiges Wunder erlebt: Gefrorenes Insulin im Pen – und jetzt? Insulin kann unbrauchbar werden, wenn es gefriert. Daher sollten bei Lagerung und Transport einige Regeln beachtet werden. Das gilt nicht nur für Vorräte, sondern eben auch für das Insulin im Gebrauch, also das in Ampullen, Pens oder Pumpen. Es gehört weder in die Nähe eines Gefrierfachs, noch direkt auf Kühlakkus in einer Kühltasche. Bei kalten Außentemperaturen bietet die Körpertemperatur Frostschutz: Das Insulin sollte am Körper und nicht in den Außentaschen der Kleidung oder im Rucksack beziehungsweise in anderen Taschen getragen werden. Die Insulinpumpe gehört daher im Winter auch nicht außen an den Hosenbund, sondern ebenfalls in Körpernähe. Manche Experten empfehlen, das Insulin bei extremer Ka¨ lte zusa¨tzlich in Alufolie einzuwickeln. Auf Reisen bewähren sich auch spezielle Schutzboxen, in denen Diabetes-Utensilien frostsicher transportiert werden können. Informieren können Sie sich in der Apotheke oder bei Ihrem Diabetologen. Wer fliegt sollte daran denken, das Insulin im Handgepäck zu verstauen, da im Laderaum des Flugzeugs oft sehr niedrige oder schwankende Temperaturen herrschen.

Blutzuckermessgeräte: Bei einem Spaziergang durch die Winterlandschaft fühlen Sie sich plötzlich zittrig und vermuten eine Unterzuckerung. Um das zu überprüfen holen Sie Ihr Blutzuckermessgerät aus der Jackentasche, schieben den Teststreifen hinein und…bekommen eine Fehlermeldung. Das Gerät ist zu kalt geworden und quittiert den Dienst. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als es mit Hilfe Ihrer Körperwärme wieder in den richtigen Temperaturbereich zu bringen. Doch das dauert. Um solche Situationen zu vermeiden, sollten Sie Ihre Diabetes- Utensilien generell vor direkter Kälte schützen. Achten Sie bei der Wahl des Messgerätes auf die vom Hersteller empfohlenen Temperaturbereiche. Wer viel Zeit in der Kälte verbringt oder draußen Sport treibt, sollte Wert auf einen großen Temperaturbereich und kurze Messzeiten legen. Je kürzer ein Messgerät der Kälte ausgesetzt ist, desto verlässlicher sind die Werte. Zudem sollte es einfach zu bedienen sein. Damit Ihre Finger mitspielen und für die Messung gut durchblutet sind, ist es sinnvoll Handschuhe zu tragen, die Sie erst unmittelbar vor dem Pieks in den Finger ausziehen. Während der eigentlichen Messung kann das Gerät übrigens ruhig wieder unter der Kleidung verschwinden. Stellen Sie gegebenenfalls die Signaltöne ein, um zu wissen, wann das Ergebnis ermittelt ist.

VERÄNDERTER INSULINBEDARF BEI KÄLTE

Auch wenn Corona vielen Wintersport- Freunden einen Strich durch die Rechnung macht, gibt es dennoch viele Möglichkeiten, in der kalten Jahreszeit aktiv zu bleiben. Menschen mit Diabetes sollten dabei allerdings folgendes beachten:

» Im Winter machen wir es uns gerne gemütlich, nehmen vielleicht lieber den Bus statt das Fahrrad zur Arbeit und gehen nicht mehr so oft zu Fuß. Wer sich weniger bewegt, verbraucht allerdings auch weniger Energie. So kann es sein, dass der Blutzucker in die Höhe schnellt und eine Anpassung der Insulindosis nötig ist. » Am Wochenende packen Sie den Rucksack, um durch die Winterlandschaft zu wandern. Im Sommer haben Sie die gewohnte Route mit ein paar zusätzlichen Broteinheiten ohne Unterzuckerung gemeistert. Doch diesmal rast der Blutzucker auf halber Strecke plötzlich rasant in den Keller. Was Sie nicht bedacht haben: Durch die Anpassung der Insulindosis ist die Basalrate nun höher und Aktivität wirkt sich anders auf den Blutzuckerspiegel aus.

» Auch wenn Sie im Winter nicht so schnell ins Schwitzen kommen, wirkt sich Bewegung auf den Blutzuckerspiegel aus. Hinzu kommt, dass manche Diabetiker bei Kälte die Anzeichen einer Unterzuckerung schlechter wahrnehmen.

» Kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Blutzucker – nicht nur vor, während und nach der Belastung, sondern auch vor dem Zubettgehen.

» Nehmen Sie ausreichend Notfall- BEs mit, vor allem, wenn Sie draußen Sport treiben.

» Besprechen Sie sowohl den Wintersport, als auch die Änderungen Ihres Alltags in Bezug auf Bewegung mit Ihrem Diabetologen. Bei Blutzuckerschwankungen kann es helfen, ein Sporttagebuch zu führen.

» Denken Sie auch daran, dass Wintersport eine Ausnahmebelastung für den Körper darstellt und ein intensives Training bei Kälte nicht für jeden geeignet ist. So ist beispielsweise bei Herz-Kreislauf und Gefäßerkrankungen besondere Vorsicht geboten. Bei Minusgraden ziehen sich die Blutgefäße zusammen, wodurch das Herz sozusagen gegen mehr Widerstand anpumpen muss.

OHNE D GEHT ES NICHT

Viele Menschen mit Diabetes leiden unter einem Vitamin-D-Mangel – Immer mehr Studien belegen, wie wichtig dieses Vitamin allerdings für den Körper ist.

Vitamin D war lange lediglich für seine Wirkungen auf das Skelett und den Kalzium-Haushalt bekannt. Mittlerweile ist jedoch klar: Es wirkt auch regulierend auf Immunprozesse, steuert Zellwachstum und -differenzierung und beeinflusst den Zuckerhaushalt. Viele Vitamine werden hauptsächlich über die Nahrung aufgenommen – nicht so Vitamin D. Es muss vom Körper selbst hergestellt werden, wozu allerdings das UV-Licht der Sonne benötigt wird. Nur unter seinem Einfluss kann die Haut das wertvolle Vitamin produzieren. Die Sonneneinstrahlung reicht jedoch besonders in den Wintermonaten nicht. Zahlreiche Menschen leiden unter einem Vitamin D-Mangel, ohne es überhaupt zu bemerken.

Doch gerade für Diabetiker ist Vitamin D wichtig: Es kann Produktion und Sekretion des Insulins in der Bauchspeicheldrüse verbessern und die Wirkung des Hormons steigern. So trägt das Vitamin unmittelbar zur Regulation des Blutzuckerspiegels bei. Hinzu kommt, dass bei einem Diabetes mellitus der Abbau der Knochenmasse, der jeden Menschen ab dem frühen Erwachsenenalter betrifft, deutlich schneller abläuft. Durch einen ausreichenden Vitamin D-Spiegel kann dem entgegengewirkt und so die Gefahr von Osteoporose und Knochenbrüchen gesenkt werden. Rezeptoren für Vitamin D finden sich in fast allen Zellen des menschlichen Körpers. Kein Wunder also, dass es auch andere Körperfunktionen positiv beeinflussen kann: Von einer verringerten Anfälligkeit für Infektionskrankheiten bis hin zu einem verminderten Risiko für psychische Störungen wie Angstzustände oder Depressionen.

Vitamin D ist sozusagen ein physiologisches Multitalent. Die Empfehlungen für die Versorgung wurden daher neu durchdacht: Galt lange Zeit erst ein Serumspiegel von unter zehn Nanogramm pro Milliliter als Mangel und Werte über 20 als ausreichend, gelten heute Werte zwischen 30 und 50 Nanogramm pro Milliliter als optimal.

Lassen Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel regelmäßig kontrollieren und sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Einnahme eines Vitamin-D-Präparates, um einem Mangel vorzubeugen beziehungsweise auszugleichen.

WEG MIT DEM WINTERBLUES

Studien zufolge leidet jeder achte Mensch mit Diabetes an einer Depression, bei jedem fünften Patienten liegt eine erhöhte Depressivität vor. In der kalten Jahreszeit sind viele anfälliger für psychische Erkrankungen. So vermeiden Sie den Winterblues:

Draußen peitscht der Regen gegen die Fensterscheibe und der Himmel zieht sich zu. Wir fahren im Dunklen zur Arbeit und bevor wir Feierabend haben, hat sich das Tageslicht längst wieder verabschiedet. Am liebsten würden wir uns im Bett oder auf dem Sofa unter der Decke verkriechen. Der Winter ist nicht gerade die beliebteste Jahreszeit, dabei hat auch er seine schönen Seiten. Wir haben die Möglichkeit, mehr zur Ruhe zu kommen und es uns gemütlich zu machen. Da wir jedoch im Alltag eher Stress und Action gewohnt sind, kann genau diese Ruhe zur Herausforderung werden. Hier hilft ein einfacher Trick: Gewöhnen Sie sich langsam an die Veränderung. Auch die Natur wechselt nicht schlagartig von Hochsommer zu frostigem Winter. Die Temperaturen sinken langsam, die Bäume werfen nach und nach ihre Blätter ab und der Wald erwacht im Frühjahr zu neuem Leben.

Beginnen Sie im Herbst damit, sich langsam gemütlicher zu Hause einzurichten. Von Kerzen über angenehme Düfte bis zur Kuscheldecke auf der Couch. Nutzen Sie verregnete Tage, um kreativ zu werden. Machen Sie sich eine Liste mit Büchern, die Sie schon immer lesen wollten. Schreiben Sie auf, welche Freunde Sie lange nicht mehr angerufen haben. Gönnen Sie sich ein entspannendes Bad und suchen Sie sich kleine Rituale, die Ihnen gut tun. So finden Sie Ihren persönlichen Weg, um nicht im Winterblues zu versinken.

Doch was, wenn sich die depressive Stimmung verstärkt oder der Antrieb einfach immer mehr verloren geht? Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, denn auch Blutzuckerschwankungen können sich stark auf die Psyche auswirken. Depression hat viele Gesichter. Von tiefer Niedergeschlagenheit, Mut- und Hoffnungslosigkeit über Angstgefühle sowie Schlafstörungen bis hin zu körperlichen Schmerzen. All das erschwert zudem eine gute Blutzuckereinstellung. Daher ist es wichtig, sowohl eine erhöhte Depressivität als auch eine Depression früh zu erkennen und zu behandeln.

ERKÄLTUNG ADE

Husten, Schnupfen, Heiserkeit – alle Jahre wieder ist Winterzeit gleich Erkältungszeit. Studien belegen, dass sich Diabetiker schneller einen Infekt einfangen, als stoffwechselgesunde Menschen. Eine schlechte Blutzuckereinstellung erhöht dabei das Risiko zu erkranken sowie einen schweren Verlauf zu erleiden. Das sollten Sie wissen:

» Hohe Blutzuckerwerte hemmen die weißen Blutkörperchen in ihrer Funktion, so dass eingedrungene Keime wie Bakterien, Viren oder Pilze von dem geschwächten Immunsystem nicht ausreichend bekämpft werden können. Zudem mindern sie die Gewebedurchblutung bei bereits geschädigten Zellen und fördern das Wachstum von Krankheitserregern. Dadurch entsteht eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infektionskrankheiten wie Harnwegsinfektionen, Pilzerkrankungen und Entzündungen. Selbst scheinbar banale Infekte können einen komplizierten Verlauf nehmen.

» Gleichzeitig können die Blutzuckerwerte bei einem Infekt plötzlich stark ansteigen. Manchmal lassen sie sich mit den gewohnten Korrekturmaßnahmen nicht mehr einfangen, sodass mehr Insulin oder eine andere Medikamentendosis nötig wird.

» Sprechen Sie mit Ihrem Diabetologen dazu auch bestimmte Krankheitsfälle durch: Bei (fiebrigen) Infekten steigen die Werte meistens an und es droht im schlimmsten Fall eine Ketoazidose. Bei Magen- Darm-Infekten kann es hingegen schnell zu Unterzuckerungen kommen. Zum Beispiel weil Mahlzeiten ausfallen oder es nach dem Essen zu Erbrechen kommt und das Insulin oder die Medikamente den Blutzucker rasch absinken lassen.

» Der Blutzuckerspiegel kann jedoch auch eine Art Warnsystem sein: So erkennen manche Diabetiker einen herannahenden Infekt manchmal schon daran, dass die Blutzuckerwerte ohne erkennbaren Grund in die Höhe schießen. Denn oft entstehen diese Schwankungen bevor sich erste Erkältungsanzeichen oder Magen-Darm-Probleme zeigen.

DEM WINTER EINHEIZTEN

So ein Saunagang ist nicht nur wunderbar entspannend, sondern auch ein echter Immunbooster. Regelmäßige Saunabesuche fördern die Durchblutung und sorgen für eine bessere Versorgung des Körpers mit Nährstoffen und Sauerstoff. Auch Menschen mit Diabetes dürfen in die Sauna, sollten dabei aber einige Grundregeln beachten:

» Sprechen Sie vorab mit Ihrem Diabetologen, ob Sie Saunieren dürfen. Denn bestimmte Vorerkrankungen können ein Risiko darstellen. Saunaverbot gilt bei akuten, insbesondere fieberhaften Erkrankungen wie einem grippalen Infekt oder einer Bronchitis, bei akuten Entzündungen der Haut, innerer Organe oder auch der Blutgefäße sowie bei bestimmten Herzerkrankungen, schlecht eingestelltem Blutdruck oder einem bekannten Anfallsleiden.

» Gehen Sie wenn möglich nicht alleine in die Sauna, vor allem, wenn Sie noch wenig Erfahrung mit dem Saunieren haben und nicht abschätzen können, wie sich Ihr Blutzucker verhält.

» Drei Saunagänge von jeweils höchstens 15 Minuten sind das Maximum. Hören Sie jedoch immer auf Ihren Körper. Wer hohe Temperaturen nicht gut verträgt, der sollte eine niedrig temperierte Variante wählen oder das Dampfbad bevorzugen. Auch Infrarotkabinen können eine gute Wirkung erzielen.

» Gehen Sie nicht mit vollem, aber auch nicht mit ganz leerem Magen in die Sauna, um Kreislaufproblemen vorzubeugen.

» Messen Sie vor und nach dem Saunagang den Blutzucker. Saunieren kann bei Einnahme von blutzuckersenkenden Medikamenten oder bei einem Insulinpflichtigen Diabetes zu Unterzuckerungen führen. Daher sollte der Wert vor oder während des Saunagangs nicht unter 120 mg/dl (6,7 mmol/l) liegen. Liegt er darunter, dann essen Sie eine oder mehrere schnelle BEs und führen Sie 20 Minuten später eine Kontrollmessung durch.

» Unterbrechen Sie den Saunagang, wenn Sie sich nicht wohlfühlen – und zwar sofort. Ihr Blutzuckermessgerät sollte vor der Hitze geschützt aber dennoch in Reichweite sein.

» Ebenso sollten für den Notfall schnelle BEs wie Traubenzucker oder zuckerhaltige Getränke bereitstehen.

» Extreme Temperaturwechsel bergen neben ihren positiven Effekten für die Gefäße auch Gefahren. Um Kreislaufprobleme zu vermeiden, sollten Sie nicht sofort nach dem Saunieren ein eisiges Wasserbad nehmen, sondern zunächst beispielsweise an die frische Luft gehen und sich anschließend mit einem kalten Guss, beginnend an den Füßen, abkühlen.

» Bedenken Sie, dass Insulin bei Wärme schneller und stärker wirkt. Daher sollten Sie nicht sofort nach einer Mahlzeit in die Sauna gehen, sondern vorher die Wirkdauer des Insulins abwarten.

» Besonders wirkungsvoll ist es, wenn Sie regelmäßig (etwa ein- bis zweimal pro Woche) in die Sauna gehen.