Besser reisen

Fernreisen mit Diabetes

Hat Sie das Fernweh gepackt? Ein Strandurlaub auf Barbados oder Thailand ist heutzutage auch für Diabetiker kein Problem mehr, solange der Urlaub gut geplant und der Diabetiker für den Ernstfall gerüstet ist. Diabetes LIVING verrät Ihnen worauf Sie bei Fernreisen mit Diabetes achten müssen.

Diabetiker können heutzutage fast alles machen, genauso wie gesunde Personen, wenn sie gut eingestellt sind und sich im Umgang mit ihren Medikamenten gut auskennen. Allerdings sollte das Klima von Ihrem Reiseziel nicht zu extrem sein, empfehlen verschiedene Diabetes Verbände. Denn bei heißen Temperaturen wie in den Tropen oder in der Wüste verringert sich oft die Glukosetoleranz. Der Blutzucker kann dann nach dem Essen stärker ansteigen als gewohnt. Der Stoffwechsel entgleist leichter in extremer Kälte oder Höhe, als zu Hause. Hier drohen Unterzuckerung und vollständiger Insulinmangel. Besser eignet sich deswegen gemäßigtes Klima, gerade wenn Sie das erste Mal auf eine lange Reise gehen.

Insulin kann zudem bei hohen Temperaturen oder auch bei zu starker Kühlung unter 4° C seine Wirksamkeit verlieren, Glukagon ist kürzer haltbar und die Blutzuckerteststreifen reagieren empfindlich auf Sonnenstrahlen. Blutzuckermessgeräte schalten manchmal bei zu hohen Temperaturen einfach ab. Alles Tatsachen, deren Sie sich bewusst und dafür gewappnet sein sollten.

Vor der Reise sollten Sie darauf achten:

Nehmen Sie Ihre Medikamente und Teststreifen für das Blutzucker-Messgerät in zwei – bis dreifacher Menge des voraussichtlichen Bedarfs mit. Auch das Injektionsbesteck und die Lanzetten sollten Sie in einer ausreichenden Menge in Ihren Koffer packen. Halten Sie außerdem auch immer etwas Traubenzucker bereit und besorgen Sie sich kleine Zwischenmahlzeiten wie beispielsweise Müsliriegel. Die Medikamente sollten Sie im Urlaubsort trennen und in verschiedene Taschen aufbewahren. So gehen Sie sicher, dass bei einem Diebstahl nicht all Ihre Medikamente und Teststreifen entwendet werden. Auch vor einem Gepäckverlust sind Sie so gerüstet. Auf einen Transport von Insulin in Ihrem Koffer sollten Sie verzichten, da in den Gepäckräumen der Flugzeuge oft Minustemperaturen herrschen. Es empfiehlt sich die Medikamente in einer Insulinkühlbox zu transportieren.

Besorgen Sie sich einen Internationalen Diabetikerausweis. Der Diabetiker-Bund empfiehlt, ein ärztliches Attest mit auf die Reise zu nehmen, in dem die Injektionsbehandlung und das Injektionsbesteck bescheinigt werden. Das erspart Ihnen Ärger und Zeit beim Zoll.

Die Landesküche beachten

Andere Länder, anderes Essen und andere Blutzuckerschwankungen. Sie kennen die Umgebung, das Klima und das ungewohnte Essen in Ihrem Urlaubsort nicht. Natürlich dürfen Sie die Speisen essen und genießen, aber auch in Maßen. Lieber bewusst und mit Genuss, anstatt im Überschwang. Deswegen sollten Sie gerade am Anfang Ihren Blutzucker häufiger messen und Ihre Therapie anpassen. Unerlässlich ist, dass Sie mit Ihrem Diabetologen oder der Diabetesberaterin über Ihr Vorhaben gesprochen haben.

Auch eine Zeitumstellung kann zu schaffen machen

Die Zeitumstellung ist bei Diabetikern oftmals ein Problem. Wenn Ihr Zielort nur ein bis zwei Stunden entfernt ist, entstehen meist keine Schwierigkeiten. Bei Fernreisen ist die Entfernung größer, dabei sollten sich gerade insulinpflichtige Diabetiker an ein paar Vorgaben halten. Hier empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft:

Bei der Einnahme von oralen Antidiabetika (Tabletten), werden die Medikamente nach der Umstellung der Uhren zu den üblichen Zeiten weitergenommen. Bei der Einnahme von oralen Antidiabetika in Kombination mit Insulin werden die Tabletten nach der Umstellung der Uhren zu den üblichen Zeiten weitergenommen. Der Blutzucker sollte alle drei Stunden gemessen und eventuell durch Normal-Insulininjektionen eingestellt werden.

Für die Insulintherapie ohne Zeitumstellung ist keine Änderung erforderlich. Bei einer Zeitumstellung gibt es einen Unterschied zwischen Westen und Osten. Bei einen Flug nach Westen wird pro Stunde der Zeitverlängerung die nächste Insulindosis um ein Zwölftel erhöht. Der Blutzucker sollte alle drei Stunden gemessen und eventuell der Dosis angepasst werden. Bei einen Flug nach Osten wird pro Stunde der Zeitverkürzung die nächste Insulindosis um ein Zwölftel reduziert. Auch hier sollte der Blutzucker alle drei Stunden gemessen und eventuell die Dosis angepasst werden.

Alle Änderungen Ihrer Handhabung mit dem Insulin sollten Sie vor Antritt der Reise mit Ihrem Diabetologen besprochen haben.

Was tun bei Unterzucker (Hypoglykämie)

Gerade im Urlaub möchte man alles sehen und nichts verpassen. Deswegen bewegen Sie sich viel mehr als üblich, das kann zu Blutzuckerschwankungen führen. Auch eine intensive Sonneneinwirkung auf frische Injektionsstellen kann die Insulinwirkung beschleunigen und zu einer Unterzuckerung führen. Und wegen der neuen Umgebung achten Sie dann nicht auf die Symptome. Die Diabetes-Verbände empfehlen:

Wenn Sie keine Beschwerden haben, Ihr Blutzucker allerdings unter 50 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) sinkt, sollten Sie eine Broteinheit zu sich nehmen. Bei leichtem Schwitzen, Zittern und Hunger sollten Sie eine Mahlzeit zu sich nehmen, die zwei Broteinheiten entspricht. Falls Sie stark schwitzen, Denkstörungen und/oder Herzklopfen verspüren sollten Sie eine Mahlzeit zu sich nehmen, die drei Broteinheiten entspricht. Bei weiteren schwerwiegenden Symptomen wie beispielsweise Bewusstseinsstörung benötigen Sie eine Hilfsperson oder einen Arzt der schnell handelt. Eine Unterzuckerung stellt sich schnell ein und muss dringend sofort behandelt werden.

Was tun bei Überzucker (Hyperglykämie)

Ein Wellnessurlaub kann auch dazu führen, dass Sie sich zu wenig bewegen, wobei es auch zu einer Blutzuckerschwankung kommen kann. Eine Hyperglykämie kommt langsam und führt unbehandelt schrittweise über Durstgefühl, allgemeine Schwäche und Müdigkeit zur Bewusstseinseintrübung. Wenn eine Hyperglykämie vorliegt, schläft der Betroffene viel.

Um auf Nummer Sicher zu gehen, muss der Blutzucker regelmäßig kontrolliert werden und in Abständen auch der Urinzucker gemessen werden. Der Urinzucker sollte im besten Fall unter einem Prozent liegen. Bei Werten über drei Prozent sollten Sie mit Hilfe eines Urinstreifens den Aceton-Wert bestimmen. Liegt eine Acetonausscheidung vor, müssen Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen.

Um eine Überzuckerung zu vermeiden, trinken Sie genügend im Urlaub. Bei einer Steigerung des Blutzuckers, senken Sie diesen vorsichtig mit Normalinsulin. Essen Sie bewusst und mit einem zeitlichen Rhythmus. Kontrollieren Sie mehrmals täglich Ihren Blutzucker um einer Unterzuckerung vorzubeugen.

Woran Sie sonst noch denken sollten

Nehmen Sie sich die richtigen Schuhe mit und achten Sie darauf, dass diese auch eingelaufen sind. Die Füße sind bei Diabetikern besonders gefährdet. Ein verletzter Fuß am Strand, Risse durch zu trockene Haut oder eine kleine Blase wegen nicht eingelaufener Schuhe. Eine kleine Verletzung der Füße kann sich schnell entzünden und Auslöser für das sogenannte diabetische Fußsyndrom sein. Wenn Sie in ein fernes Land reisen, sollte zu Ihrer Reisevorbereitung gehören sich zu informieren, welche spezielle medizinische Versorgung Sie benötigen. Eine wichtige Impfung wäre gegen eine Hepatitis-B-Infektion, falls Sie sich im Ausland behandeln lassen müssen. Hilfreich könnte auch eine Impfung gegen Reisedurchfall, Grippe und Pneumokokken sein. Allerdings raten Ärzte zur Vorsicht, falls Ihr Körper auf Impfungen mit Fieber reagiert. Dadurch kann der Stoffwechsel entgleisen. Besprechen Sie mögliche Wechselwirkungen von Medikamenten unbedingt vor Reisebeginn mit Ihrem Arzt. 

Dann kann die Abenteuerreise oder der Wellnessurlaub ja jetzt beginnen. Um sicher zu sein, dass Sie für Ihren Diabetes alles einpacken was Sie im Urlaub benötigen, finden Sie in diesem Artikel zwei Checklisten für das Hand- und Hauptgepäck.