Mehr Bewegung

Wandern für den Insulinspiegel

Wandern ist gut für den Körper und Menschen mit Diabetes profitieren ganz besonders vom gesundheitlichen Nutzen der sanften Bewegungsart. Wandern ist zudem ein wunderbarer Stimmungsheber und ein einfaches Mittel, um immer wieder mal für kurze Zeit dem Alltag – und den Gedanken um die angeschlagene Gesundheit – zu entfliehen. Text: Jutta Mlnarschik

Dem Wandern eilt seit eh und je der Ruf von eher langweiligem Spazierengehen vorher. Doch seit einigen Jahren erfreut es sich zunehmender Beliebtheit und ist ein Spaß für die ganze Familie. Egal ob im Ausland oder bei uns vor der Haustür, die landschaftlichen Regionen sind ein echter Hingucker. Mediziner empfehlen Wandern inzwischen als optimale Sportart für Diabetiker, denn besonders Ausdauersportarten sind für Menschen mit Diabetes mellitus gut geeignet. Was Wandern so interessant macht und was man dabei beachten sollte, erklärt diabetes LIVING.

Wer aktiv und fit sein will, betreibt natürlich Sport. Es sollte allerdings bei Diabetikern nicht nur darum gehen, Folgeschäden zu vermeiden und den Blutzuckerspiegel zu senken. Sport soll die Lebensfreude steigern und das Wohlbefinden erhöhen. Wissenschaftlich wurde erwiesen, dass körperliche Aktivität ein positives Lebensgefühl vermittelt, denn Sport macht Spaß, hilft beim Stressabbau und hat einen positiven Einfluss auf den gesamten Stoffwechsel.

Wandern ist gut fürs Herz

Primär schützt Wandern das Herz. Durch die schonende Bewegung wird die Fließeigenschaft des Blutes positiv beeinflusst und der Blutdruck gesenkt. Die leichten Anstiege und die ebenen Strecken lassen das Herz regelmäßig schlagen. Aufgrund dieser kontinuierlichen Schläge pumpt das Herz mehr Sauerstoff durch den Organismus. Außerdem reguliert Wandern den Blutfettspiegel. Die regelmäßige Bewegung verringert das „schlechte” LDL-Cholesterin und erhöht das „gute” HDL-Cholesterin. Zudem kräftigt regelmäßiges Wandern die Lunge. Durch die verstärkte Atmung wird die Lunge bis in den letzten Winkel mit frischer Luft versorgt und beim Ausatmen entlüftet. Die Kapazität und das Leistungsvermögen erhöhen sich folglich. Durch die vermehrte Sauerstoffzufuhr werden alle Organe besser versorgt und das Herz entlastet. Nebenbei stärkt Wandern die Abwehrkräfte. Die regelmäßige Bewegung zu jeder Jahreszeit den menschlichen Körper widerstandsfähiger gegen verschiedenste Krankheitskeime. Wichtig ist allerdings, dass das Wandern Freude bereitet und nicht in Stress ausartet, denn dieser ist wiederum schädlich für das Immunsystem.

Wandern ist eine Sportart, die gesünder und abwechslungsreicher ist als viele andere Arten. Außerdem muss man sie nicht erlernen und kann sie praktisch überall ausüben. Schon 30 Minuten senken den Blutzuckerspiegel. Um sich aufs Wandern richtig vorzubereiten, sollten Diabetiker folgendes beachten.

Das Wichtigste sind die Schuhe

Gerade für einen Diabetiker ist das Schuhwerk von entscheidender Bedeutung. Die Gesundheit der Füße ist aufgrund des erhöhten Risikos für ein diabetisches Fußsyndrom überaus wichtig. Sie sollten sich beim Kauf von Wanderschuhen und –socken in einem Fachgeschäft beraten lassen und dabei ohne Zeitdruck verschiedene Modelle ausprobieren. Die Schuhe und Socken sollten passen und am besten eingelaufen sein. Eine gute Einlegesohle sorgt für schlüssigen Sitz im Schuh, steigert den Gehkomfort und senkt das Blasenrisiko. Nach jeder Wandertour sollten Sie eine Kontrolle der Füße auf Druckstellen und Blasen vornehmen, auch wenn sie nicht schmerzen.

Auf die richtige Kleidung achten

Den richtigen Wanderer erkennt man an seiner Kleidung. Die Kleidung sollte den Wetterverhältnissen angepasst sein und aus modernem, leichten Material bestehen. Die verschiedenen Kleidungsstücke können Sie am besten nach dem „Zwiebelprinzip” miteinander kombinieren. Wenn Sie beispielsweise in den Bergen unterwegs sind, kann das Wetter vom einem zum anderem Moment umschlagen.

Immer an die Kopfbedeckung denken

Die Kopfbedeckung ist ein Muss in den wärmeren Monaten, genau wie Sonnenschutz, Sonnencreme und Sonnenbrille. Die Luft im Gebirge ist dünner, wodurch ist die schädliche UV-Strahlung hier intensiver als im Flachland ist. Die Sonnenbrille sollte der EU-Filter-Klasse drei oder vier angehören sowie die Bezeichnung „UV 400″ tragen. Letzteres bedeutet, dass alle Lichtstrahlen unter der Wellenlänge 400, also auch UV-Strahlen, komplett abgeblockt werden.

Insulin und die dazugehörige Ausrüstung

Unabhängig davon, ob Sie nun einen oder mehrere Tage unterwegs sind, sollten Sie Ihr Insulin lagergerecht im Rucksack verstauen. Außerdem ist es wichtig, dass die Wanderbegleitung darüber informiert ist, wo das Insulin aufbewahrt wird. Spezielle Insulinkühltaschen eigenen sich besonders im Sommer für den sicheren Transport des Insulins in den Bergen. Überprüfen Sie zudem von Zeit zu Zeit, ob das Zubehör funktionsfähig und immer vorrätig ist.

Essen und Trinken gehören in den Rucksack

Schon bei kleinen Touren darf etwas zu Trinken auf keinen Fall vergessen werden. Sie sollten am Tag bereits unter Ruhebedingungen mindestens zwei Liter trinken. Wenn Sie sich bewegen, so liegt die für den Körper nötige Menge an Flüssigkeit um ein Mehrfaches höher. Ein Flüssigkeitsdefizit kann zu erheblichen Leistungsabfällen führen und das Thrombose-Risiko erhöhen. Am besten eignen sich ungesüßte Teesorten, Saftschorlen oder stilles Mineralwasser. In eine Thermoskanne gefüllt bleiben die Durstlöscher auch im Sommer erfrischend kühl. Auf koffeinhaltige Getränke sollte man indes lieber verzichten.

Die Menge an Proviant, den man mit auf den Weg nimmt, hängt von den Verpflegungsmöglichkeiten unterwegs ab. Man sollte immer einige Snacks bei sich haben, um zwischendurch auf eine schnell verfügbare Energiereserve zurückgreifen zu können. Besonders ergiebig sind für einen solchen Umstand Nüsse, getrocknete Früchte oder eine Käsestulle. Eiweißhaltige Snacks geben lange Energie und halten satt, weil sie den Blutzuckerspiegel nicht so rapide an- und absteigen lassen wie Kohlenhydrate. Spezielle Energieriegel sind nicht nötig, da sie sowohl vergleichbar teuer als auch mit viel Zucker und Kalorien versehen sind. Auf fette Speisen sowie übermäßig große Portionen sollte man verzichten, damit der Magen während des Wanderns keine schwere Verdauungsarbeit leisten muss.

Das Erste-Hilfe-Set nicht vergessen

Um auf alles vorbereitet zu sein, können Sie bei der Wanderung ein Erste-Hilfe-Set im Rucksack mitführen, damit eventuelle kleine Verletzungen vor Ort versorgt werden können. Wichtigste Komponenten des Erste-Hilfe-Sets sind Pflaster in verschiedenen Größen, Blasenpflaster, Desinfektionsmittel, Wundreinigungstuch und sterile Wundauflagen. Zudem hilft ein großes und kleines Verbandspäckchen (mit Kompressen, Mullbinden, einer Rolle Tape, einer Schere, Einmalhandschuhen und Schmerzmitteln), erste akute Verletzungen angemessen zu behandeln, sodass sich keine Entzündungen bilden.

Michael Edert, Sportfan und ein Wanderexperte, hat folgenden Tipp: „Als Anfänger sollte man es langsam angehen lassen und erst mit kleinen Strecken beginnen. Man sollte nicht nach Rekorden streben, sondern auf die Energiereserven achten und regelmäßige Pausen einlegen.” Beim Wandern handelt es sich um einen Ausdauersport, der für Leute mit Diabetes mellitus besonders gut geeignet ist. Die gesundheitliche Wirkung vom Wandern erfüllt sich natürlich nur dann, wenn sie regelmäßig und mit genügend Intensität betrieben wird. Wenn Sie mit dem Wandern beginnen möchten, sollten Sie auf jeden Fall vorher mit Ihrem Arzt sprechen und vielleicht sogar einen Gesundheits-Check durchführen.

Wandern in der Gruppe

„Ich bin beim Wandern immer auf alles gefasst und gut über die Gegend informiert. Eine Karte der Wanderregion, eine Trillerpfeife um in Notsituationen auf mich aufmerksam zu machen und ein GPS-Gerät gehören zu meiner Grundausstattung‟ , sagt Michael Edert. Gerade am Anfang sollten Sie nicht alleine Wandern und zunächst nur in bekannten Umgebungen auf Wanderschaft gehen. Es gibt Wandervereinsgruppen mit erfahrenen und zertifizierten Wanderführern. Ein Wanderführer weiß, welche Touren bezüglich Streckenlänge und Höhenprofil am besten für Anfänger und Menschen mit Diabetes zum Wandern geeignet sind. Darüber hinaus ist bei einem Notfall wie beispielsweise der Unterzuckerung sofort eine Person zur Stelle. Außerdem macht es auch viel mehr Spaß, in Begleitung die Welt zu erkunden.

Auf der Seite des Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine e.V. sind nicht nur nützliche Tipps und Infos einsehbar, die das Wandern betreffen, sondern auch alle Wandervereine Deutschlands in einer praktischen Übersicht aufgelistet. Schauen Sie doch einfach nach, wo sich der nächste Verein in der Nähe befindet und schließen Sie sich dem Verein an. Auch in den sozialen Netzwerken wie Facebook und anderen Foren schließt man sich zusammen und plant die nächste Tour, die ein Wandererlebnis verspricht.