Bessere Gesundheit

Schnell wieder gesund

Tagtäglich sind wir Erregern ausgesetzt. Das Immunsystem hat viel zu tun. Diabetiker haben dabei ein höheres Risiko, häufiger an Infekten zu erkranken als gesunde Menschen. Doch mit den richtigen Maßnahmen können die Abwehrkräfte gestärkt und Infekte schnell auskuriert werden.

Menschen mit Diabetes erkennen einen nahenden Infekt manchmal bereits bevor deutliche Krankheitssymptome auftreten an erhöhten Blutzuckerwerten. Wenn das Immunsystem mit Viren oder Bakterien kämpft, steigt der Insulinbedarf und es kann zu einer gewissen Insulinresistenz kommen, so dass der Organismus weniger empfindlich auf Insulin reagiert. Bei hohem Fieber kann sich der Insulinbedarf sogar innerhalb von Stunden verdoppeln. Kommen dann auch noch Abgeschlagenheit und Müdigkeit hinzu, wird das Blutzuckermessen schnell vernachlässigt und die steigenden Blutzuckerwerte bleiben häufig zu lange auf hohem Niveau. Eine Ketoazidose äußert sich unter anderem durch Übelkeit, Erbrechen und Schwä che. Nicht selten wird bei diesen Symptomen zunächst an einen Infekt gedacht. Doch bei einer Ketoazidose ist ein schnelles Eingreifen besonders wichtig. Daher sollten die Warnsignale immer ernst genommen werden und Diabetiker den Infekt möglichst nicht alleine managen, sondern in engem Kontakt mit dem Arzt, Angehörigen oder anderen vertrauten Personen stehen.

Andererseits sind auch starke Unterzuckerungen möglich. Wer zum Beispiel an einem Magen- Darm-Infekt leidet, wird unter Umständen eine längere Zeit nichts oder nur wenig essen. Wenn dann jedoch weiterhin wie gewohnt blutzuckersenkende Medikamente eingenommen oder Insulin gespritzt wird, ist die Talfahrt vorprogrammiert. Gleiches gilt für den Fall von plötzlichem Erbrechen, vor allem, wenn die Mahlzeit vorher berechnet und eine entsprechende Menge an Insulin gegeben wurde. Auch Durchfall kann zu Unterzuckerungen führen.

Generell sollten Infekte bei Diabetes nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Um gut vorbereitet zu sein ist es wichtig, die nötigen Handlungsschritte mit dem Diabetologen beziehungsweise dem Diabetesteam zu besprechen. Wer weiß, wie der Körper bei einem Infekt reagiert und wie Blutzuckerschwankungen bestmöglich vorgebeugt werden kann, wird sein Diabetesmanagement ganz anders angehen können und an Sicherheit gewinnen.

Erhöhtes Infektrisiko

Eine schlechte Blutzuckereinstellung wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus und erhöht somit die Anfälligkeit für Krankheiten. Gleichzeitig können Infekte wie Erkältungen oder Grippe bei Menschen mit Diabetes den Stoffwechsel durcheinanderbringen.

Gegenüber Stoffwechselgesunden haben Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes ein leicht erhöhtes Risiko für verschiedene durch Viren oder Bakterien ausgelöste Infektionskrankheiten. Studien zeigen, dass insbesondere Diabetiker mit einer schlechten Blutzuckereinstellung und schwankenden beziehungsweise erhöhten Blutzuckerwerten häufiger an Infektionskrankheiten erkranken. Verglichen mit gut eingestellten Patienten leiden sie häufiger an Infektionen der Bronchien, der Lunge, der Haut und der Harnwege. Hohe Blutzuckerwerte bremsen die zelluläre Abwehr, mindern die Gewebedurchblutung bei schon geschädigten Zellen und fördern das Wachstum von Krankheitserregern, denen die Glukose ideale Bedingungen bietet. Daher verlaufen selbst banale Infekte häufiger kompliziert. So kann bereits ein Schnupfen den Blutzucker leicht ansteigen lassen. Das körpereigene Abwehrsystem erkennt Erreger wie Bakterien oder Viren, wobei Stresshormone freigesetzt werden. Dazu zählt Adrenalin, dass dafür sorgt, dass die Leber vermehrt Glukose ausschüttet. Infolgedessen steigt der Blutzuckerspiegel an.

Augen zu und durch

Es heißt nicht umsonst, dass Schlaf die beste Medizin ist. Der Körper braucht Ruhe und Zeit, um gegen den Infekt anzukämpfen. Hierbei spielen auch die Blutzuckerwerte eine Rolle. Zu wenig beziehungsweise schlechter Schlaf schwächt das Immunsystem. Gerade in der Erkältungszeit fangen sich viele Menschen genau dann einen Schnupfen ein, wenn sie ein paar Nächte nicht gut geschlafen haben. US-amerikanische Forscher konnten zeigen, dass Menschen, die weniger als sechs Stunden schlafen, viermal häufiger eine Erkältung bekommen als solche, die mindestens sieben Stunden schlafen.

Schlaf hilft den Immunzellen, Krankheitserreger zu bekämpfen. Dabei sind bestimmte Immunzellen, die sogenannten T-Zellen, die Abwehrhelden. Sie spüren Krankheitserreger sozusagen auf und töten sie ab. Dazu werden bestimmte Proteine ausgeschüttet, mit denen sich die T-Zellen an infizierte Zellen anheften und diese dann auffressen können. Die Ausschüttung dieser Integrine und damit die Fähigkeit der Immunzellen, sich an ihr Ziel zu heften, kann durch gewisse Faktoren gehemmt werden. Unter anderem halten die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Prostaglandin die T-Zellen davon ab, Integrine zu aktivieren. Die Menge der Moleküle, welche die Integrinaktivierung hemmen, sind zudem auch bei Stress oder bei chronischen Krankheiten erhöht.

Im Schlaf fällt der Spiegel dieser Hormone ab und die Immunzellen können besser arbeiten. Schlaf verbessert also die Fähigkeit der Immunzellen, sich an kranke Zellen zu heften und diese abzutöten. Zu bedenken ist auch, dass der Organismus im normalen Alltagsleben immer wieder Erregern ausgesetzt ist. Guter Schlaf spielt also nicht nur in der Erkältungszeit eine Rolle.

Wer allerdings bei einem Infekt mit hohen Blutzuckerwerten oder Blutzuckerschwankungen zu kämpfen hat, wird gegebenenfalls auch schlechter schlafen und sollte noch genauer auf die Signale des Körpers hören. Einfach nur Medikamente gegen den Infekt zu nehmen und dem Körper keine Zeit zur Erholung zu gönnen kann fatale Auswirkungen haben.

Wann Bewegung gut ist

Ja, auch Bewegung kann das Immunsystem stärken. Doch bei einem Infekt kann sich Bewegung auch negativ auswirken. Wer sich in der Erkältungszeit viel an der frischen Luft aufhält und sich dabei regelmäßig bewegt fördert die Gesundheit von Körper und Psyche.

Bei einem Infekt steigen jedoch häufig die Blutzuckerwerte und es kann zu einer Insulinresistenz kommen. Wer seinen Körper dann noch durch viel Bewegung oder sogar Sport beansprucht wird eher in eine Negativspirale rutschen, anstatt die Situation zu verbessern. Bei einer bereits bestehenden infektbedingten Insulinresistenz kann der Blutzucker durch Bewegung weiter ansteigen. Hinzu kommt, dass die Energie eigentlich zur Abwehr des Infektes benötigt wird. Das heißt natürlich nicht, dass normale Bewegung völlig tabu ist. Auch ein kurzer Spaziergang kann in Ordnung sein. Wichtig ist, auf den Körper zu achten und dabei die Stoffwechsellage genau im Blick zu behalten. Sicherheitshalber sollte eine Absprache mit dem Arzt. erfolgen.     

Tabletten und Insulin anpassen

Damit es bei einem Infekt nicht zu einer völligen Entgleisung des Blutzuckers kommt, müssen gegebenenfalls blutzuckersenkende Medikamente und Insulin angepasst werden. Es kann sogar sein, dass Typ-2-Diabetiker kurzfristig Insulin brauchen.

» Bei Erbrechen oder Durchfall kann es nötig sein, die Insulindosis beziehungsweise die Tablettenmenge zu reduzieren oder die blutzuckersenkenden Medikamente sogar ganz wegzulassen. Denn wenn weniger oder keine Kohlenhydrate mehr aufgenommen werden, drohen ansonsten Unterzuckerungen.

» Insbesondere sollte bedacht werden, dass Sulfonylharnstoffe und Glinide das Unterzuckerungsrisiko deutlich erhöhen, da sie die Insulinausschüttung unabhängig von der Nahrungsaufnahme steigern. Umgekehrt ist zum Beispiel bei fieberhaften Infekten gegebenenfalls eine Erhöhung der Dosis angezeigt. » Bei schweren Infekten oder hartnäckigen Krankheitsverläufen kann es für Menschen mit Typ-2-Diabetes, die eigentlich nur Tabletten nehmen, sinnvoll sein, vorübergehend auf Insulin umzusteigen, um hohe Blutzuckerwerte zu vermeiden. Solche Eingriffe in das Diabetesmanagement sollten in jedem Fall mit dem Diabetologen besprochen werden.

» Bei insulinpflichtigen Diabetikern geraten die Blutzuckerwerte im Falle eines Infektes besonders schnell aus dem Gleichgewicht. Bei Fieber ohne Erbrechen oder Durchfall sollte nicht nur die Dosis des Bolus- sondern auch des Basalinsulins erhöht werden. Eine Faustregel empfiehlt eine Erhöhung von zehn bis 20 Prozent pro Grad Fieber. Die genaue Dosisanpassung muss jedoch mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

» Bei schweren Krankheiten ist es möglich, dass Metformin eine gefährliche Übersäuerung auslöst, daher sollte die Einnahme im Krankheitsfall sicherheitshalber mit dem Arzt besprochen werden. » Bei leichten Infekten kann die Basalrate meist wie gewohnt weiter gegeben werden, wenn eine Anpassung des Mahlzeiten- beziehungsweise Korrekturinsulins erfolgt.

» Wer bei einem Magen-Darm- Infekt nicht sicher ist, ob auf das Essen ein Erbrechen folgt, sollte den Bolus sicherheitshalber erst nach dem Essen geben. Im Einzelfall ist zudem eine Reduzierung der Basalrate sinnvoll. Jedoch darf diese nie extrem gesenkt oder sogar komplett weggelassen werden.