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Die Nerven behalten

In den letzten Jahren konnten in der Polyneuropathie-Forschung große Fortschritte erzielt werden.

Erfolg versprechen auch neue physikalisch-medizinische Behandlungsmethoden wie die HiTopHochtontherapie, die den Nervenstoffwechsel anregt und den geschädigten Nerv sozusagen reparieren kann.

Ursprünglich wurde die Hochtontherapie zur Muskelkräftigung eingesetzt. Bei der Behandlung von Menschen mit Diabetes fiel auf, dass sich unter dieser Form der physikalischen Therapie auch neuropathische Schmerzen und Missempfindungen besserten. Die HiTop-Hochtontherapie ist eine Methode der Muskelstimulation, die mit einer speziellen Mittelfrequenz-Modulation arbeitet und direkt an der Ursache ansetzt. Im Vergleich zu den niederfrequenten, elektrischen Stimulationssystemen bescheinigen neuere Studien der Hochtontherapie eine entscheidende Verbesserung.

Diese Anwendung ist speziell für Patienten geeignet, die an bestimmten Formen der Polyneuropathie leiden, wie der diabetischen Polyneuropathie, einer medikamentös bedingten Polyneuropathie oder einer Polyneuropathie aufgrund einer fortgeschrittenen Niereninsuffizienz.

Wirkungsvoller Wechselstrom

Bei der Hochtontherapie werden Elektroden an Oberschenkeln, Waden sowie an Fußsohlen oder Handflächen fixiert Diese Methode arbeitet mit Wechselstrom im Mittelfrequenzbereich zwischen 4 und 33 kHz. Dabei durchflutet das elektrische Wechselfeld den Körper und versetzt alle geladenen Zellstrukturen in Schwingungen. Dadurch wird der Stoffwechsel normalisiert und Schmerzen gelindert. Zudem konnen Symptome wie Taubheitsgefühle in den Füßen, Ameisenkribbeln und Brennen verringert werden. Das erhoht die Sicherheit beim Gehen. „Durch die in den Korper eingeschleuste Energie wird der Nervenstoffwechsel insgesamt positiv beeinflusst und die Funktion ‘schlafender’ Nerven wiederhergestellt oder zumindest stark verbessert“, schreibt Prim. Univ. Doz. Dr. Udo Zifko, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie und Vorstand der Abteilung für Neurologie im Evangelischen Krankenhaus Wien, in seinem Buch „Polyneuropathie – so überwinden Sie quälende Nervenschmerzen“.

Dabei entstehe kein typisches Stromgefühl, wodurch die Anwendung mit höheren Intensitäten und längeren Therapiezeiten von bis zu 60 Minuten als bei herkömmlichen Elektrotherapie- formen möglich sei. „Regelmäßig eingesetzt, führt die im Prinzip nebenwirkungsfreie Hochtontherapie zur nachhaltigen Erhöhung des Energiehaushalts der Zellen im gesamten Organismus“, so der Experte. Die Therapie wirke nicht nur im schmerzenden Bereich, sondern reduziere auch die Nebenwirkungen des Diabetes im gesamten Körper.

Forschung verspricht Hoffnung

Mehrere Studien bestätigen mittlerweile die Wirksamkeit der Hochtontherapie. Patienten, die an einer Studie des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums Düsseldorf teilnahmen, berichteten anschließend über eine deutliche Besserung ihrer diabetischen Polyneuropathie- Beschwerden. Sie hätten zum Teil sogar die Schmerzmedikamente absetzen konnen. Weiterhin gaben etwa 73 bis 80 Prozent der Teilnehmer neuerer Studien an den Universitäten in Heidelberg und Würzburg an, durch die Hochtontherapie eine Verbesserung ihrer Beschwerden erzielt zu haben.

Dabei registrierten viele Patienten bereits nach drei je einstündigen Anwendungen eine merkbare Schmerzlinderung. Durch die rege Forschung konnten weitere Ergebnisse erzielt werden, die in Bezug auf die Therapie einer diabetischen Polyneuropathie Hoffnung geben: So kann die Hochtontherapie die Durchblutung verbessern, zu einer Normalisierung des Langzeitblutzuckerwertes HbA1c beitragen und sogar die Zahl der im Blut zirkulierenden Stammzellen, die Nebenwirkungen des Diabetes verursachen, reduzieren.

Schlaf und Gewichtsreduktion

„Viele Diabetiker berichten in der Praxis, dass sie durch die Hochtontherapie besser schlafen“, betont Dr. Udo Zifko in seinem Buch und schreibt weiter: „Übergewichtige bauen mit der Zeit etwas an Gewicht ab, was als angenehmer Begleiteffekt betrachtet wird.“ Zwar konnten diese positiven Effekte auch durch eine Lebenstilveränderung inklusive regelmäßigem Sport erzielt werden, jedoch seien viele Betroffenen auch aufgrund anderer Erkrankungen unter anderem in ihrer Mobilität eingeschränkt. Auch wenn die Hochtontherapie oft bereits schnelle Anfangserfolge zeigt, sollte sie zur optimalen Entfaltung ihrer Wirkung mindestens dreimal wöchentlich über einen längeren Zeitraum von mindestens zwei bis drei Monaten hinweg angewendet werden. Ein zu früher Abbruch der Behandlung könne laut Dr. Udo Zifko den Nervenstoffwechsel wieder verschlechtern. In Deutschland, Österreich und der Schweiz kann die Anmietung eines Hochtontherapiegerätes Patienten die Dauerbehandlung erleichtern. So ist die Behandlung von zu Hause aus möglich.