Bessere Gesundheit

Sicher durch die Nacht

Menschen mit Diabetes fällt es oft schwer, nachts wirklich zur Ruhe zu kommen und entspannt einbeziehungsweise durchzuschlafen. Die Angst vor nächtlichen Unterzuckerungen oder Blutzuckerschwankungen wirken sich auf die Schlafqualität aus. So kommen Sie ohne Sorgen durch die Nacht.

Es gibt keinen besseren Start in den Tag, als erholt und gut gelaunt aufzuwachen. Doch auch wenn ausreichend Schlaf den meisten Menschen wichtig ist, schlagen sich viele die Nächte um die Ohren. Meist spielt Stress eine entscheidende Rolle: Die Gedanken kreisen, das Abschalten fällt schwer und die Problem manifestieren sich. Was anfangs noch eine leichte Schlafstörung war, wird zur quälenden Belastung. Denn Körper und Psyche sind auf regelmäßige Ruhephasen und Regeneration angewiesen. Kurze Phasen mit wenig oder schlechtem Schlaf können wir meist kompensieren, auf Dauer kann fehlender Schlaf jedoch zur regelrechten Gefahr werden und Entstehung diverser Krankheiten begünstigen. Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes sind einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt: Die Sorge um den Verlauf des Blutzuckers in der Nacht.

Lieber zu hoch als zu niedrig?

Das Thema Kontrolle ist aus dem Alltag eines Diabetikers nicht wegzudenken. Blutzuckermessgeräte, Protokolle, Berechnung der Mahlzeiten und Co. – Es gibt Regeln und Vorgaben, die wichtig sind, um mit der Krankheit gut leben zu können. Am Tag lässt sich das alles vergleichbar gut umsetzen. Doch in der Nacht fürchten viele den Kontrollverlust, vor allem in Bezug auf Unterzuckerungen. Es gibt Diabetiker, die wachen selbst aus dem tiefsten Schlaf auf, wenn der Blutzucker in den Keller rast. Mit einem Päckchen Traubenzucker neben dem Bett fühlen sie sich sicher. Solange sie nichts Gegenteiliges erfahren, vertrauen sie darauf, immer wach zu werden und sich selbst helfen zu können. Doch es gibt auch viele Menschen mit Diabetes, die mit großen Ängsten zu kämpfen haben. Dabei müssen sie nicht unbedingt schlechte Erfahrungen gemacht haben. Schon der Gedanke daran, dass nächtliche Unterzuckerungen Folgen haben können reicht aus. Also wird vorsichtshalber der Wecker gestellt – manchmal sogar mehrmals in der Nacht. Andere essen vor dem Einschlafen noch etwas, um den Blutzucker in einem für sie sicheren Bereich zu halten. Dabei werden unter Umständen auch leicht erhöhte Werte in Kauf genommen. Nach dem Motto: Lieber zu hoch, als zu niedrig. Nach einem anstrengenden Tag fordern Kopf und Körper jeden Abend aufs Neue eine Pause. Doch beide können uns zugleich von der Erholung abhalten, denn Angst, Stress, aber eben auch Blutzuckerschwankungen beeinflussen die Schlafqualität.

Besonderheit bei Diabetes

Im Durchschnitt sind wir täglich 14 bis 16 Stunden auf den Beinen. Rund ein Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend. Und was im Bett passiert, ist beeindruckend: Bereits in der Einschlafphase sinken Herzschlag, Blutdruck und Körpertemperatur. In der Nacht regeneriert sich das Immunsystem. Es werden sozusagen die Vorratslager von Antikörpern und Immunzellen aufgefüllt. Zudem schüttet der Körper nachts Wachstumshormone aus, die unter anderem die Blutbildung und Wundheilung anregen. Der Einfluss von Hormonen auf den Organismus ist enorm. Eine Besonderheit gibt es bei Diabetikern: Cortisol, das Stresshormon und Gegenspieler des Insulins, erreicht nachts seine niedrigste Konzentration. Dadurch verstärkt sich sozusagen die Wirkung des Insulins. In den frühen Morgenstunden kommt dann die Cortisol-Produktion wieder in Fahrt, was bei manchen Menschen mit Diabetes zu einem starken Blutzuckeranstieg führt. Dieses sogenannte „Dawn-Phänomen“ muss bei der Therapie beachtet werden. Auch die einzelnen Schlafphasen können sich auf den Blutzucker auswirken. So vermuten Forscher, dass er im Tiefschlaf steigt und in der REM-Phase hingegen abfällt. Insgesamt verbringen wir pro Nacht rund 20 bis 25 Prozent im REM-Schlaf.

Schlafmangel mit Folgen

Ab und zu mal zu wenig Schlaf zu bekommen, ist meist nicht schlimm. Jedoch kann sich besonders anhaltender Schlafmangel in vielerlei Hinsicht negativ auf Körper und Psyche auswirken. Prof. Shahrad Tageri vom Weill Cornell Medical College in Katar hat in seinen Untersuchungen Folgendes festgestellt: Pro halbe Stunde Schlafmangel werktags erhöhe sich das Risiko für Übergewicht um 17 Prozent und das für eine Insulinresistenz sogar um 32 Prozent. Zudem werde generell bei zu wenig Schlaf weniger Insulin in der Bauchspeicheldrüse produziert. Gleichzeitig steige das Hungergefühl an, was wiederum dazu führe, dass sich Menschen weniger gern bewegten. Doch das ist nicht alles. Bei Schlafmangel oder schlechter Schlafqualität schraubt der Körper regelrecht den Stoffwechsel herunter. Es werden weniger Kalorien verbrannt und mehr Fett eingelagert. Wer jetzt denkt, er könne am Wochenende einfach länger schlafen, um unter der Woche mit weniger Schlaf auszukommen, liegt falsch. Verpasster Schlaf lässt sich nicht nachholen.

Nächtliches Qualitätsmanagement

Doch was, wenn man nachts ausreichend Schlaf bekommt, aber tagsüber trotzdem müde und erschöpft ist? Bei anhaltenden Problemen sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden. Manchmal kann das Schlafapnoe-Syndrom dahinter stecken unter dem etwa zwei bis drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung leidet. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung nimmt mit steigendem Alter zu. Übersetzt bedeutet Schlafapnoe „Atemstillstand im Schlaf“. Die durch verengte Atemwege erschwerte Atmung führt zu einer verringerten Sauerstoffversorgung und der Ausschüttung von Stresshormonen. Erholsamer Schlaf? Fehlanzeige. Und die Auswirkungen auf den Blutzucker sind auch nicht ohne: Die Werte sowie der Insulinbedarf können drastisch ansteigen und das Risiko für einen Diabetes mellitus Typ 2 kann sich sogar vervierfachen. Ausreichender Schlaf und eine gute Schlafqualität sind also sowohl in Hinblick auf eine gute Blutzuckereinstellung und Stoffwechsellage, als auch in Hinblick auf die Prävention wichtig. Zu bedenken ist dabei folgender Zusammenhang: Schlafstörungen und Unterbrechungen können zu erheblichen Schwankungen bei der Glukose- und Insulinkonzentration führen. Gleichzeitig können schwankende beziehungsweise instabile Glukose und Insulinkonzentration wiederum Ursache häufiger Schlafunterbrechungen sein.   

Erste Hilfe bei Unterzuckerungen

✔ Bei Werten unter 60mg/dl (3.3 mmol/l) sollten Sie ausschließlich
schnell wirksame BE’s zu sich nehmen, sogenannte Hypo-BE’s. Dazu
zählen: Traubenzucker und Traubensaft, zuckerhaltige Limonaden (wie
Cola, Fanta, Sprite), Gummibärchen.
✔ Auch schnelle BE’s brauchen eine Zeit bis sie wirken, versuchen Sie
ruhig zu bleiben
✔ Trauen Sie sich um Hilfe zu bitten, wenn Sie merken, dass Sie es alleine
nicht schaffen, zum Beispiel wenn die Unterzuckerung mehr Power
hatte als erwartet.