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Experten wissen Rat

Gerade nach einer Diabetes-Diagnose kommt sehr bald der Punkt, wo Themen wie Ernährung oder Lebensführung wichtig werden und Hilfe von einem qualifizierten Fachmann benötigt wird. Gut, dass es – neben den Ärzten – hierfür extra ausgebildete Berater gibt. Doch wie läuft so ein Beratungsgespräch beim Ernährungs- bzw. Diabetesberater ab und wie kann ich mich darauf vorbereiten?

Der erste Schritt nach einer Diabetes-Diagnose in ein gesünderes Leben ist einen Termin beim Ernährungs- oder Diabetesberater zu vereinbaren. Sie als Diabetiker sind Fachmann für Ihren Körper und die Ernährungsfachkraft ist auf die Themen Ernährung und die Wohlstandserkrankungen spezialisiert. Die Diätassistentin und Ernährungsberaterin/ DGE Karen Alberti sagt dazu Folgendes: „Je früher ein Diabetiker eine Ernährungsberatung aufsucht, umso geringer ist das Risiko für Begleit- und Folgeerkrankungen.” Nun sollten wir allerdings den dritten Fachmann nicht vergessen, den Arzt. Bevor Sie einen Termin bei der Ernährungsberatung vereinbaren, gehen Sie zuerst zu Ihren Diabetologen oder Hausarzt. Denn Sie benötigen eine Notwendigkeitsbescheinigung vom Arzt, um eine Bezuschussung der gesetzlichen Krankenkasse für die Beratung zu erhalten.

Außerdem kann es nicht schaden, die neuesten Blutwerte für die Ernährungsberatung zu erhalten. Fragen Sie Ihren Arzt dabei gleich, ob er eine Empfehlung für eine qualifizierte Ernährungsfachkraft hat. Ansonsten fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob diese einen qualifizierten Berater in Ihrer Umgebung kennt. Es ist sehr wichtig, dass Sie mit dem Berater harmonieren, damit eine gute Arbeitsatmosphäre und eine Vertrauensbasis entstehen, deswegen vereinbaren Sie am Anfang ein kostenloses Kennenlerngespräch, in dem Sie die Abläufe der Beratung besprechen. „Sie erkennen einen guten Berater daran,“ sagt Carolin Benzold Ernährungsberaterin/ DGE und Typ-1-Diabetikerin, „dass er auf den Patienten individuell eingeht und seine Probleme lösen und behandeln kann.” Erzählt Ihnen der Berater nur allgemeine Dinge, die Sie selber in einem Buch nachlesen können, handelt es sich um ein schwarzes Schaf. Von diesen schwarzen Schafen gibt es einige rund um das Thema Ernährung. Deswegen gehen Sie auf Nummer sicher und suchen Sie sich einen Berater der Diätassistent/-in, Oecotrophologe/-in oder Ernährungswissenschaftler/-in ist und sich bei nachfolgenden Organisationen zum Diabetesberater oder Ernährungsberater weitergebildet hat.

Wie bereiten Sie sich am besten auf den Termin vor?

Vor dem Termin sollten Sie sich Gedanken darüber machen, was Sie den Berater fragen möchten und Ihre Fragen notieren. Außerdem wäre es hilfreich, wenn Sie Ihre Krankheitsgeschichte in Eckpunkten zusammenfassen würden. Machen Sie sich Gedanken darüber, was sie von der Ernährungsberatung erwarten und welche Ziele Sie erreichen möchten. Optimal wäre es, wenn Sie zu dem Termin Folgendes mitbringen würden: Blutzuckermessgerät, das Sie täglich benutzen, Medikamente, die Sie täglich einnehmen, Ihr Insulinset (dazu zählen Insulin, Nadeln, Pen, Pumpe usw.), Diabetes- Tagebuch mit Blutzuckerwerten und Ernährungsprotokoll, kleines oder großes Blutbild, Notwendigkeitsbescheinigung und eigene Notizen.

Was sind Themen, die der Berater mit Ihnen besprechen könnte?

Der Berater wird Sie fragen, wie Sie mit Ihrem Diabetes zurechtkommen und wo Ihre Probleme liegen. Meistens schaut der Berater auf Ihre Blutzuckerwerte und fragt, ob es mit Ihrer Insulintherapie Probleme gibt. Ein weiteres Thema könnte die Hypo- und Hyperglykämie sein, ob Sie die Anzeichen kennen und diese in der letzten Zeit gespürt haben. Ein Fokus-Thema ist alles rund um die Ernährung, das daraus resultierende Essverhalten und die Spritz-Ess-Abstände. Vielleicht schaut sich der Berater auch Ihre Füße an, weil der Zusammenhang zwischen Diabetes und Füßen immer ein sehr präsentes Thema ist. Dadurch könnten Fragen zu Ihrer Fußpflege folgen. Ein anderes Thema könnte alles rund um Begleit- und Folgeerkrankungen beinhalten. Am wichtigsten sind allerdings Ihre ganz persönlichen Probleme, die es zu lösen und zu beheben gilt. Der Berater wird aus Ihnen einen Fachmann für die eigene Krankheit machen. Denn als Fachmann wissen Sie ganz genau, was gut und was schlecht für Sie ist. Sie können abschätzen, inwiefern Sie sich selbst der Gefahr von Folgeerkrankungen aussetzten und wissen, was das für eine Auswirkung auf Ihr Leben haben wird. Die Grundlage rund um das Thema Diabetes und die Funktionsweise von Insulin im Körper werden in so einem Beratungsgespräch nicht unaufgefordert aufgefrischt, weil man bei einem Diabetiker davon ausgeht, dass er ein gewisses Grundlagenwissen besitzt. Ihr Berater kann Sie bei Nachfrage aufklären oder Sie an eine auffrischende Schulung vermitteln.

Wie ist der Ablauf bei einem Diabetes- bzw. Ernährungsberater?

Bei dem ersten Beratungstermin wird erst einmal geredet. Der Berater möchte Sie als Person richtig kennenlernen. Außerdem fragt die Ernährungsfachkraft nach Ihrer Krankheitsgeschichte und inwiefern sich Ihr Leben verändert hat, seitdem sie Diabetes haben. Dabei stellt sich heraus, inwieweit Sie sich mit der Krankheit auseinander gesetzt und welche Probleme Sie damit haben. Es ist wichtig, dass sich ein Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und ihren Berater entwickelt, um gut arbeiten zu können. Eric Risch vom Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland sagt dazu: „Ziel eines ersten Beratungstermins ist es, mit dem künftigen Teilnehmer an einem Schulungsprogramm überhaupt ins Gespräch zu kommen und eine erste Brücke zu bauen – sowohl zwischen dem Patienten und seiner Erkrankung als auch zwischen Patient und Praxis.” In weiteren Terminen geht es nun ans Eingemachte, Sie erarbeiten zusammen mit dem Berater ein Lösungsmodel, was Ihnen dabei helfen sollte, Ihre Probleme zu bewältigen. Dabei wird der Berater konsequent positive Lösungswege beschreiben, die immer mit einer Rückfrage nach Ihrer Meinung enden. Eric Risch sagt dazu: „Es gilt zu betonen, dass das Ziel des Beraters ist, die Behandlung weiter zu optimieren. Dadurch soll die Gesundheit und die Lebensqualität des Patienten weiter gefördert werden. Dazu benötige der Berater stets die ehrliche Meinung des Patienten.”

Nachdem Sie mit Ihrem Berater eine Lösungsstrategie oder einen Behandlungsplan entwickelt haben, geht es an die Umsetzung. Sie schauen inwiefern Ihre erarbeitete Strategie alltagstauglich ist und wie Sie damit zurechtkommen. Gut wäre es, wenn Sie mit Ihrem Berater im Vorfeld die Bedingungen benannt und die Lösungsdurchführung geplant hätten. Das gibt Ihnen ein sicheres Gefühl und macht die Veränderung leichter. Nach einer Testlaufphase haben Sie einen erneuten Termin bei dem Berater, um zu kontrollieren, ob die erarbeitete Lösung funktioniert hat oder eine alternative Lösung entwickelt werden sollte.   

Wer berät mich richtig?

Verschiedene Organisationen bilden zum Diabetesberater oder Ernährungsberater aus.

  • Diabetesberater/in DDG: Ziel ist es, als qualifizierte Fachkraft die Betreuung und Beratung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 sowie von Schwangeren mit Gestationsdiabetes zu übernehmen. Hierbei haben Diabetesberaterinnen die Wahl zwischen angestellter oder selbständiger Tätigkeit.
  • Diabetesassistentin DDG: Ziel dieser Weiterbildung ist es, das medizinische Personal zu befähigen, in einem Team zusammen mit dem Arzt, Unterricht und Beratung von Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus durchzuführen. Darüber hinaus werden Diabetesassistentinnen in der Betreuung von Patienten mit Typ 1 Diabetes mellitus unterstützend eingesetzt.
  • Diabetesberaterin VDD: Die Ausbildung soll entsprechend der Aufgabenstellung des Berufs insbesondere die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, die zur eigenverantwortlichen Durchführung diättherapeutischer und ernährungsmedizinischer Maßnahmen auf ärztliche Anordnung oder im Rahmen ärztlicher Verordnung befähigen.
  • Ernährungsberater/DGE: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung garantiert die gesicherte Qualität der Fortbildung. Die Ernährungsberater/DGE bieten ihren Klienten eine ernährungswissenschaftlich fundierte Beratung. Zusammen mit den Klienten erarbeiten sie individuelle Lösungen, bei denen die Alltagssituationen des Einzelnen berücksichtigt werden
  • Ernährungsberater/in VDOE: Das Zertifikat ist eine Zusatzqualifikation für Oecotrophologen (mit ernährungswissenschaftlicher Ausrichtung) und Ernährungswissenschaftler. Es stellt ein Qualitätsmerkmal für die fachkundige Ernährungsberatung und -therapie dar und dokumentiert, dass der Inhaber sich berufsbegleitend regelmäßig weiterbildet.